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Montag, 26. Januar 2009

Einblick und Trost

Ganz unvermittelt bricht der Briefverkehr Schiller - Goethe bei Brief 1005 vom 25. April 1805 ab (in der Ausgabe von Emil Staiger), Goethe antwortet noch darauf.

Bis zuletzt bleibt Schiller klar bei Verstand, sind seine Kommentare sachlich und konzentriert, sofern er überhaupt noch in der Lage ist zu schreiben. Kein Jammern, auch zuvor nicht, über all die Jahre seit 1794, in denen sich in diesen Briefen Persönlichkeiten vorstellen, die man bei der Arbeit belauscht. Von diesem plötzlichen Ende berührt, schließt man das Buch.

Was ist das so ungemein ... Tröstliche? ... bei dieser Lektüre, war es auch schon für so viele andere - Hofmannsthal als Beispiel, auch nicht gerade der Unproduktiven einer. Nein, nicht daß man sich einfachhin vergliche. Aber man sieht, wie die Probleme dieser beiden unbestreitbaren Größen keine anderen sind als jene, mit denen man selber sich herumschlägt. Sie erteilen einem das Placet, ja, man darf diese Probleme haben, sie gehören dazu, sie sind keine Disqualifikation vom Beruf.

Nebenher erhält man einen ungeheuren Einblick in die Literaturszene der damaligen Zeit, und sieht, wie alle, wirklich alle mit Wasser kochen, aber immer aus ihrer Zeit herauskommen und in sie hinein antworten.

Man sieht Goethe unsicher werden, ob des enorm scharfsichtigen Gegenübers, ja oft wagt Goethe seinem Freund gar nicht mehr die unfertigen Werke vorzulegen, überrascht ihn schließlich schon mit Gedrucktem! Während sie in den ersten Jahren noch heftigst über quasi alle ersten Produktionsschritte und Projekte diskutieren. Man sieht, daß die Probleme am Theater dieselben waren wir heute, und man ist befreit vor allem auch, beider Ringen um jene "produktiven Stimmungen" zu sehen, die sie für ihre Werke benötigen, unter Anwendung sämtlicher Tricks, die man eben so kennt.

Man sieht und erkennt - zwei Künstlerleben. Die in ihren Briefen einen so tröstlichen Einblick in ihre Welt des Schaffens geben. Was auch immer man selber ist - man atmet auf, weil an sich in so vielem Empfinden wie Denken schlicht und ergreifend ... zu sich selbst, und nur dazu, und nur wieder einen Schritt mehr, legitimiert fühlt.




*260109*