Wenn wir heute schon dabei sind - diese Theaterkritik aus der Wiener Zeitung (siehe Titelverlinkung) möchte ich auch noch erwähnen, ehe sie in den dunklen Gründen der Internetarchive bis zum Jüngsten Tag verschwindet:
Der Theaterkritiker des Standard - Ronald Pohl - hat wieder einmal ein Stück geschrieben. Ein Stück?
"Der Zuschließer" entspringt der Feder des Kulturredakteurs und Sprachkünstlers Ronald Pohl und wurde nun im Theater Drachengasse uraufgeführt.
Plot gibt es keinen, dafür umso schönere Wortkaskaden. Pohls Sprache ist blumig, fast schon ausufernd. Jeder Satz eröffnet ein neues Universum.
Plot gibt es keinen, dafür umso schönere Wortkaskaden. Pohls Sprache ist blumig, fast schon ausufernd. Jeder Satz eröffnet ein neues Universum.
Ein Hammer, mehr gibt es dazu nicht mehr zu sagen. Und weil am selben Ort, vor etwa drei Jahren, vom selben Autor ein Stück bereits jämmerlich durchgefallen ist, ging er diesmal einen Schritt weiter:
Die Intensität des Textes konnte Stephan Bruckmeier allerdings nicht konstant auf die Bühne bringen, wodurch das Stück einige Längen aufweist.
Denn das ist, gelinde gesagt, eine Frechheit und zutiefst beschämend. Man bekommt Mitleid mit dem Schauspieler, dem man höchstens sagen kann: Selber schuld, warum spielt er einen Text, der nicht zu spielen ist, und dessen Sinnlosigkeit mit Begriffen wie "Sprachkünstler" vertuscht wird? Was bitte spielt ein Schauspieler, dessen Figur "keinen Plot" (also: keinen Handlungsstrang) hat? Wobei die Figur nur so tun kann, als gäbe es keinen - denn: In dem Moment, wo der Vorhang hoch geht, beginnt eine Handlung. Dasein IST Handlung. Die Frage ist nur, ob man es gestalten kann, oder es dem Zufall überläßt, wie es offensichtlich hier geschieht. Womit eine Anwendung des Begriffs "Kunst" automatisch unmöglich oder fraglich wird.
Mit diesem Thema übrigens gibt es jede Menge theatralische Auseinandersetzung, nicht die schlechteste und nur scheinbar bloß humorvolle ist die von Curt Götz, "Der Lampenschirm", die ich zufällig vor ein paar Tagen las.
Aber für Langeweile den Schauspieler zitieren ... wahrscheinlich hat er gut gespielt, so daß die Eigenart des Texts durchkam. Vor drei, vier Jahren, beim ersten "Stück" Pohls, das ich schon vor der Uraufführung kennenlernte, ging die Zeitungswelt Wiens noch nicht solch beschämende Seitenwege. Aber weil es damals unter den Leserzuschriften ("Postern") des Standard (der das Stück diesmal nicht einmal erwähnt) heftige und hämische Kritik am Vorgehen der Zeitung gab, wo sich nämlich die Redaktion selbst heftigst und salbungsvoll lobte, ging der Verfasser und Redakteur es diesmal wohl anders an - und einer der Wiener Zeitung tat ihm den Gefallen. Darin sind die ja geübt. Eine Krähe hackt der anderen... usw.
Anders wird es kaum gewesen sein.
*260109*