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Samstag, 2. Mai 2009

Düpierte Vorhersagen

Den Crash vom Oktober 1987 hatte Paul C. Martin (neben zahllosen Vorträgen in seinen Büchern "Sachwert schlägt Geldwert", "Der Kapitalismus", "Cash - Strategien gegen den Crash") richtig vorhergesehen, und die letztlich so hausverständlichen Gründe angeführt, warum es gar nicht anders kommen konnte. Auch ich war seinerzeit dieser Meinung. Als Bauunternehmer (eine Branche, in der viel Geld, und viel Fremdkapital in Bewegung ist, so daß man rasch und notgedrungen Einblick in Finanzierungs-, Rendite- und Zinshebel erhält) hatte ich Martin's Argumente, vor allem die realen Auswirkungen solchen Wirtschaftens (der ungeheure Druck, der den Zwang zum Wachstum mit sich bringt), nur bestätigt gefunden.

Der Crash kam. Aber es ging ... scheinbar munter weiter. Womit er (und ich) damals nicht gerechnet hatte war nämlich, daß die Bereitschaft, durch immer weitergehende Verschuldungsstrategien die Finanzmärkte und Volkswirtschaften weltweit so zu vernetzen, daß einzelne Volkswirtschaften, ja sogar Kontinente, durch multilaterale Kreditnetze "unsinkbar" wurden. Die Staaten erklärten sich einfach weltweit bereit, sich untereinander "beliebig" Geld zu leihen.

Paul C. Martin war düpiert. Ich war düpiert. Scheinbar unglaubwürdig gemacht, als Schwarzmaler desavouiert. Dabei hatten wir recht. Aber das wußten nur wenige. Völlig richtig - und mit resigniertem Sarkasmus - hat er in seinem weiteren Buch "Aufwärts ohne Ende" 1990 kopfschüttelnd aufgegeben, weitere Prognosen zu stellen, denn wenn der Gegner keine Grenzen kennt, kann man im Disput nie gewinnen.

Mittlerweile gab es weitere Crashs, auch solche in denen weit mehr Geld vernichtet wurde als 1929. Aber mit immer weitergehender und immer findigerer Ausreizung des Systems, wobei das "Weiter!" immer mehr bestimmt war von "ultimo ratio", vom "geringeren Übel", von Alternativlosigkeit, weil sonst (bereits früher) das System kollabiert wäre, sprich: mit immer weiteren immer uferloseren Schulden, hat man alles weiter am Laufen gehalten.

Nun kam der globale Crash.

Was nun? Es gibt sie nämlich nicht mehr, die Hoffnungsmärkte, auf die alles aufgehangen wurde - China, Indien, ehemalige Oststaaten. Was auch immer an "Maßnahmen" gesetzt wird - es geht immer nur um noch mehr öffentliche Schulden, denn aus sich heraus sind die Volkswirtschaften nicht mehr in der Lage, solche Geldmengenverringerungen (um die geht es letztlich: die Geldmengen suchen ihren Boden in realen Werten, wie Martin seinerzeit warnend ausgeführt hat) auszuhalten.

Es wird deshalb zu einem Systemwechsel kommen, das zeichnet sich längst ab. Um das System zu halten, um den "Wohlstand" zu halten (der nie einer war, sondern vorgezogener Konsum des Ertrags späterer Generationen gewesen ist), funktioniert weltweit nur noch: Verstaatlichung, Kommunisierung, Vergemeinschaftung, vor allem: noch mehr Globalisierung, noch mehr Zentralisierung weil weltweite Akkordierung nationaler Maßnahmen.

Gemeinwohl? Gibt es nicht mehr. Es ist durch den Wohlstand ersetzt.

Und um den geht es uns doch letztlich allen. Oder?




*020509*