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Mittwoch, 20. Mai 2009

Nicht den Arbeiter vertreten wollen

Man muß sich fragen, ob es Identitätslosigkeit überhaupt gibt (außer vielleicht: für den Künstler zu Anfang). Ob die heutigen Identitätsprobleme nicht eher Probleme der Ablehnung der wahren Identität sind.

Der Gedanke kam mir beim Lesen eines Satzes von Oswald Spengler, der monierte, daß es keine Partei der heutigen Demokratien mehr wage, zu bekennen, daß sie NICHT den Arbeiter (als Proletarier) vertrete und diesen auch nicht als privilegierte Schichte ansehe. (Was würde geschehen, wenn das eine Partei heute wagte? Ich denke: Überraschendes ...)

Das weit größere Problem, das in einem Kulturzusammenhang entsteht wie heute gegeben ist, ist jenes der Persönlichkeit und deren Konstituierung. Es kann nämlich tatsächlich Persönlichkeitslosigkeit geben, die oft umso mehr ihr Vorhandensein wegzutäuscheln versucht, je mehr sie zutrifft. Eine existentielle Schwäche zum Tode, in dessen Armen sie sich eigentlich weiß.

Der Schauspieler faßt das, was Persönlichkeit ist, in einem einzigen Satz zusammen: "Mut zur Blamage." Es geht um das Aushalten des Alleinseins in allen Entscheidungen und Wegen, weil es im Leben nicht wirklich darauf ankommt, WAS man tut, sondern: in welcher Haltung und Hingabe man es tut.

Im Anfang war das ... Spiel! Am Anfang der Persönlichkeit steht nicht die Irrtumslosigkeit - sondern die Bereitschaft, den Irrtum auszutragen, weil die Treue zu sich selbst mehr wiegt.




*200509*