In "Die Briefe des Zurückgekehrten" (1901) beschreibt Hofmannsthal im Grunde, was das Wesen des Dramatischen, was die Vorgabe allen Dramaturgischen ist: Wenn er schreibt, daß hinter den Gesichtern, die ihm Deutschland zuwendet, das sichtbar, fühlbar wird, was die Menschen zum Handeln treibt:
Es ist die Haltung des Menschen zur Welt. In seiner Widerständigkeit und Frömmigkeit, in seinem Fügen und Trotzen, in seinem Betrug und in seiner Aufrichtigkeit.
DAS ist dann das Wirkliche. Das ist dasjenige, was eine Handlung treibt, was die Welt zu Bewegung treibt und den Kampf ausmacht, in den alles mündet.
Wenn in diesen Briefen also Hofmannsthal (in der Stimme des Heimkehrenden) beklagt, daß alles verschwommen ist, daß er diese Haltungen nicht mehr wahrnimmt, was unheimlich ist, beklagt er auch ... das Ende des Dramatischen, das sich bestenfalls noch ins Komische, Groteske, ins Dissonante, Irrationale auflöst.
Das Dramatische ist immer das Ringen um den einen, einzigen Satz, der den Menschen in seiner Geschichtswirksamkeit und Würde meint: "The whole man must move at once." Indem als Frucht des dramatischen Ringens das Wesen der Dinge wieder sichtbar wird, auf dem in Wahrheit alles aufruht, stützt die Kunst das Dasein des Menschen! Bewahrt ihn vor dem völligen Absturz aus dem Taumeln einer sich ins Substanzlose auflösenden Welt.
*200809*