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Montag, 17. August 2009

Keine Ausdrucksschablonen

Vehement wehrt sich Fritz Kortner in seinen Lebenserinnerungen ("Aller Tage Abend") gegen die Verwendung von Gefühls- und Ausdrucksschablonen. Selbst Schauspieler, hat er sich von Anfang an gegen die Vorstellung der Regisseure gewandt, "wie" ein Gefühl zu spielen, mit welchem Gesichts- und Stimmpathos zu belegen sei, um seine Innigkeit zu demonstrieren.

"Innigkeit kommt von innen, will ans Licht, und erscheint erst durch einen Widerstand filtriert in Gesicht und Gehaben. Die Transparenz, die Durchlässigkeit des Gesichtes, ist eines der Attribute großer Schauspieler. [...] Die Ausdrucksschablone ist entwertet; mag sie einstens sogar aus einem künstlerischen Erlebnis hervorgegangen sein; sie darf nicht leichtfertig wiederholt werden. Das künstlerische Erlebnis lebt nicht in zweiter Hand. Es gibt keine Gebraucht-Erlebnisse, wie Gebrauchtwaren."

Also muß von jedem Schauspieler bei den Proben ein ihm und der Situation der Rollenidentität gemäßer, eigener Ausdruck gefunden werden, und dieser mag allen gängigen Klischees widersprechen - er ist seine Schöpfung und Interpretation, gemischt, wie das Leben eben ist.

Das Interessante an method acting übrigens ist, daß genau dies - unter Beiziehung höchst persönlicher archetypischer Erlebnissituationen - ihre Art zu arbeiten ist: höchste Konventionalität also, der alle persönliche Substanz zu opfern ist!




*170809*