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Samstag, 8. August 2009

Zeitung aus PR

Zwar wird längst beklagt, daß die Tageszeitungen in einem bereits beängstigenden Ausmaß PR-Artikel von Wirtschaftsunternehmen lediglich noch übernehmen, meist im Gegenzug mit Werbeaufträgen - daß also die sachlichen Berichte nur noch in seltensten Fällen aus entsprechend kompetenter "freier" Feder stammen, sondern aus den absichtsvollen PR-Stuben der Unternehmen. Ich habe selbst in Konzernen gearbeitet, bemerkenswerterweise bereits Anfang der 1980er Jahre, und was ich damals gesehen habe - nämlich: WIE eine Zeitung, ein Medium entsteht - hat mir für den Rest meines Lebens eine Ahnung gegeben, wie diese Prozesse sich gesteigert abspielen können und werden. Über die Problematik der Unternehmens-PR wird also längst öffentlich geredet.

Aber es wird noch völlig darüber geschwiegen, daß dies bei gesellschaftspolitischen Themen in noch schrecklicherem Ausmaß der Fall ist! (Wer Agenturmeldungen bezieht kann dies leicht nachprüfen.) Nicht nur, daß Produkte eine PR erfahren, die ja längst in der Aufbereitung des gesellschaftlichen Klimas ihren eigentlichen Ansatzpunkt sehen: am auffälligsten vielleicht geschieht dies bei Pharmakonzernen, das kleine Beispiel der Aids-Forschung in den USA ist dafür illustrativ, denn das Wohl und Wehe deren Bilanzen hängt in hohem Maß von der öffentlichen Meinung ab! Abgesehen davon, daß die Veröffentlichungsquote direkt proportional zum "public interest" ist, sich also jede unternehmensförderliche (werben sollende) Nachricht umso förderlicher darstellt, je mehr sie in scheinbar neutralem Umfeld verpackt, ja oft sogar lediglich indirekt angesprochen ist.

Aber auch und vor allem jedes gesellschaftspolitische, rein politische Anliegen findet mittlerweile Menschen, oder entsprechende Interessenshintergründe (Parteien, Weltanschauungsverbände, etc.), die zum einen ihre Existenz mit öffentlicher Meinung absichern (meist in Zusammenhang mit Fördergeldern), zum anderen massive Manipulation der öffentlichen Meinung zum Ziel haben. Da werden Studien veröffentlicht, die in die gewünschte Richtung interpretiert werden, Berichte lanciert, nicht selten mit gehörigem Anteil an glatten Lügen (deren Rechtfertigung mit der Dringlichkeit des Anliegens geliefert wird, denn: der Zweck heiligt ja angeblich die Mittel) - der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt.

Zwar stehen als Bezahlung keine Anzeigeaufträge oder ähnliches zu Gebote, aber die politische Richtung der Medienherausgeber greift gerne zu. Schon gar, weil diese Praxis die Lohnlisten der Redaktionsstuben entlastet.

So nahezu ausschließlich ist dies bereits anzuwenden, daß man sagen muß: ein Narr, wer tatsächlich noch ... Medien aus anderen Gründen konsumiert, als jenem: zu sehen, in welchem Stadium der Kampf der Weltanschauungen sich befindet. Und arm, wer aus den Medien relevante Informationen über die Welt erwartet.




*080809*