Es geht im vierten Gebot nicht einfach um das leibliche Wohl der leiblichen Eltern. Es geht, schreibt Tomberg, um das Gegenwärtigsetzen des Ewigen, das jeweils neu geboren werden muß, und das in der Vergangenheit liegt. Als unsterblicher Geist, voller Fruchtbarkeit und Willen zur Befruchtung.
"Du sollst Vater und Mutter ehren"
Darin liegt auch der Sinn des "Tut dies zu meinem Gedächtnis", das kein simples "Erinnern" ist, sondern eben ein Gegenwärtigsetzen, ein Lebendigmachen. So wird jeder Moment neu aus dem Anfang, aus dem immer Gültigen, in dem alles enthalten war - und ist. Die so auf uns gekommenen Gebote und Regeln, noch mehr aber der Geist der in ihnen enthalten ist, ermöglichen uns das Leben:
"auf daß Du lange lebest, und es Dir wohlergehe auf Erden."
Das ist zugleich das Geheimnis jedes Sakraments, weil es die Welt begattet, und gebiert!
Darin gründet auch die Grabespflege, die Achtung, die den Vorfahren entgegenzubringen ist. Was sie aktualisiert hatte, das nur können wir ja aufgreifen, nur das ist uns erkennbar - und so leben wir im Heute aus dem Gestern.
In welchem Geist Auffassungen existieren, die in einem fortwährenden Fortschrittsfluß gesehen das Gestern entwerten, als minderwertiger als das Heute, noch mehr aber als das Morgen sehen, mag der Leser entscheiden.
Nur wer die Tradition in Ehren hielt, konnte in Athen ein öffentliches Amt bekleiden - und man schaute das zu prüfen nach, wie die Grabstätten seiner Vorfahren gepflegt waren.
*021110*