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Freitag, 5. November 2010

Ausdruck, nicht Schöpfer

Von einer schon jahrelang bekannten Beobachtung erzählt Genesis.net in seiner letzten der immer wieder lesenswerten (und zu empfehlenden) Nachrichten: Gene sind nicht, wie mechanistischer Geist sich gerne vorstellt, Bausteine, die aus sich organische Entwicklungen und Bausteine generieren und anregen, sondern es muß weit darüber hinaus gehende Einwirkungen geben, die man aber nicht kennt. Denn es ist eindeutig, daß dieselben Gene auf verschiedenste Weisen gebraucht werden, keinesfalls also so, daß ein Genbaustein quasi diese oder jene Eigenschaft oder Gestalt initiiert. Darüberhinaus finden sich auch unähnliche Gene, die dennoch denselben Zweck verfolgen dürften.

Eine der überraschenden Entdeckungen der letzten Jahre ist die vielfache Verwendung derselben Gene in verschiedenen Zusammenhängen. Evolutionstheoretisch wird postuliert, dass Gene häufig neu und sogar mehrfach „zweckentfremdet“ wurden; man spricht von „Kooption“ oder „Rekrutierung“. Immer häufiger zeigt sich darüber hinaus, dass ähnliche oder auch unähnliche Gene mehrfach unabhängig (konvergent) für denselben Zweck kooptiert wurden.

Wer sich im Detail interessiert, möge den Artikel direkt nachlesen. Im wesentlichen zeichnet sich eine sehr alte Erkenntnis der Biologie ab, die auch an dieser Stelle in vorgestellten Forschungen (Woltereck, etc.) aus den 1930er Jahren bereits dargelegt wurden: Es muß mit hoher Gewißheit Determinanten geben, die über die rein mechanistisch vorliegenden Abläufe hinausgehen, bzw. diesen vorausliegen (!), und die in "Feldern", in "determinierenden Seinsheiten" liegen dürften. Keineswegs aber sind Gene quasi Baupläne, denen Organismen wie auf Schienen folgen, vielmehr sind sie formgebenden Baustoffen vergleichbar, die ihre Ausformung aber wieder übergeordneten Sinnseinheiten verdanken. Gene sind somit Ausdruck eines Formwillens, nicht Selbst-Schöpfer.

Welche Faktoren das (im naturwissenschaftlich-begrenzten Sinn) freilich sind, wie die aussehen, bleibt im Dunklen - diese Forschungen wurden seit den 1940er Jahren wieder weitgehend aufgegeben, weil, soweit kann man das sagen, die Naturwissenschaft damals an Grenzen gekommen ist (ähnlich übrigens der Philosophie), wo sie ohne Metaphysik nicht mehr weiter weiß, sie offen die übergeordnete Wissenschaft bräuchte. (Womit wir bei Gödel wären - und auch der hat sich, dieselbe Zeit, dieselbe Baustelle, nicht durchgesetzt, sondern seine Kontrahenden: Wittgenstein, Russel, Popper ... der Positivismus.)

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