Kaum ein Fall, in dem nicht die Herkunft eines Wortes über sein Bezeichnetes bereits weit mehr erzählt, als der tägliche Sprachgebrauch zu Bewußtsein bringt. So im Fall des Wortes "Geschichte".
Denn selbst im Griechischen "istoreo/historeo" - "ich forsche" kommt eine Gerichtetheit zum Ausdruck, die das altdeutsche "Schickung, Zufall, Ereignis" noch weiter zuspitzt, über das alt- und mittelhochdeutsche "gesciht", einer Ableitung von "scihan": "durch höhere Schickung sich ereignen."
"Geschichte" ist also die verstärkte Form eines Partizipiums des Stammwortes "geschehen". Und in der Lautverstärkung erfolgte eine Sinnverstärkung: es handelt sich nicht um irgendein Geschehen, sondern um ein besonderes Geschehen. Diese Sinnverstärkung verweist auf eine beachtenswerte Tatsache, schreibt Jean Gebser in "Ursprung und Gegenwart": das, was von sich aus, da es eine "Schickung" ist, Richtung auf uns zu erhält, ist nicht irgendeine, sondern eine besondere "Schickung"; durch diese Besonderheit schimmert ein numinoser Hintergrund durch!
Das Erleben, daß alles Geschehen über sich hinausweist - im Ursprung, der sich in ein Ziel trägt, und eingebettet in einen persönliche Sinngeschichte dessen ist, dem sie zustößt. Was, so nebenbei, die Rolle der Erinnerung und deren Bewußtwerden im Erzählen anzeigt.
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