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Mittwoch, 7. September 2011

Lahme werden gehen

Die Kampagne gegen Charles Chaplin flaute nach 1918 erst allmählich ab. Und zwar als bekannt wurde, daß er 1916 tatsächlich bei der britischen Botschaft aufgetaucht war, um sich (freiwillig) der britischen Armee zur Verfügung zu stellen. Doch die Botschaft hatte, in Absprache mit dem britischen Wehramt, entschieden, daß ein Komiker und Zeichner von Kriegsanleihen (Chaplin hatte 1/4 Mio Pfund Anleihen gezeichnet) viel wertvoller war, als ein schmales Bürschchen, das (stark untergewichtig) versuchte, den Hunnen (=Deutschen) Kampfeswunden zuzufügen. Dabei waren sogar Argumente laut geworden, daß sein watschelnder Gang doch das beste Beweiszeichen dafür wäre, wie flink Chaplin dabei wäre, aus den Schützengräben zum Sturm gen Germanien herauszuspringen.

Als Chaplin 1921 in England zu Besuch war, kippte die Stimmung endgültig: Veteranen überließen ihm ihre Tapferkeitsmedaillen - er habe ihnen so oft Mut gemacht und sie wieder ans Leben glauben lassen, daß ihm die Auszeichnungen gebührten. Lazarette berichteten, daß sie spezielle Projektorkonstruktionen anfertigen hatten lassen, die Chaplin-Filme auf die Decke projizierten, sodaß sie Schwerverwundete ebenfalls sehen konnten.

Ärzte berichteten von Wunderheilungen, die sein Humor bewerkstelligt haben solle, und erzählten daß seine Filme mit therapeutischem Zweck eingesetzt worden waren. Einer hatte eine regelrechte Therapie entwickelt, wo er Patienten mit Bildern von Chaplin so fesselte, daß sie ihre Schmerzen vergaßen, und rascher genasen. Photographien zeigte er schon deshalb her, weil die Patienten für kurze Zeit von dem Gedanken, der Doktor würde Chaplin persönlich kennen, so begeistert waren, daß sich ihr Zustand schlagartig besserte.

Es gab mehrere Berichte, wonach Verwundete, die gehunfähig in hinteren Bettenreihen gelegen hatten, plötzlich und ohne Krücken, sich vor Lachen schüttelnd, aufgestanden und nach vorne gegangen waren, um besser zu sehen.



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