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Donnerstag, 15. September 2011

An nichts zu messen

Eigentlich verdanke ich die Anregung Christoph Steding (in "Das Reich und die Krankheit der europäischen Kultur") - der darauf hinweist, daß die liberalistische "Toleranz" aller Geisteshaltungen in Wahrheit eine Form weibischer Distanzierung von allem ist, der zugleich der Mut fehlt, sich zu etwas zu bekennen.

Es bleibt beim "anders sein", bei der Nichtmeßbarkeit, bei der Flucht vor jeder Beurteilung, weil man keiner Instanz Urteilskraft und -relevanz beimißt - man bleibt immer selbst der Richter, was die Entsprechung mit dem Internet* aufleuchten läßt. Sodaß man von einer Form des Ablehnens von Autorität - und damit verbunden: von Hierarchie, Ordnung der Schöpfung, der solcherart Gesinnte behauptet, alles selbst und neu ordnen zu können, was den Wahn noch deutlicher macht - sprechen muß.

Das steckt ja wohl hinter so manchem der heutigen Phänomene, und fügt sich damit in die Befundlandschaft der Wüste unserer ehemaligen Kultur. Der oft zu beobachtende Synkretismus, der alles angeblich als gleich wertet, jede Religion als nur jeweils anderen Weg zum selben Ziel, ist in Wahrheit tiefe Mißachtung. Und entspricht dem Nihilismus der Seinslosen. Was aber seinslos ist, steht auch an der Grenze zum Bösen, denn das Böse IST Defizienzerscheinung, Sein auf dem Weg zur Nichtung, kann aus sich nicht bestehen.

Nicht zufällig ist auch die Bereitschaft, ostasiatische (ferne, sehr ferne) Praktiken und Anschauungen zu übernehmen, so ausgeprägt. Auch hier ist eine unverbindliche Handhabung möglich, niemand wird ernsthaft verlangen, die östliche Religion konsequent bis zum Letzten zu leben.



*social media sind ja eine Form kommunikationsloser Kommunikation: es fehlt die der Kommunikation wesentlich zubehörige hierarchische Position der Kommunikanten! Die vorgeblich durch intellektuelle - selbstjustizielle! - Aspekte ersetzt wird, in Wahrheit aber nicht da ist, weil immer dem Urteil (über die Curserbewegung ...) einer Seite unterworfen bleibt. Autorität als Wesen der Hierarchie und der Gnade aber bedeutet, sich formen zu lassen, heißt sich dem Unbekannten im Vertrauen ausliefern, heißt Gehorsam der Ordnung gegenüber.


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