Was zeigt uns das? Daß die momentanen Elitebildungsmechanismen, in ihren Auswirkungen auf Identitäten und gesellschaftliche Ideale, wahllos das Gesetz der Menge über alle Inhalte stellen. Denn die Darbietung ist nett, aber ganz sicher gibt es Massen an Mädchen, die zu solch einer Leistung - die ja noch dazu im bloßen Imitieren besteht, aber das ist so jungen Menschen halt noch gestattet - imstande sind. Alles spielt sich auf dem Niveau stolzer Eltern ab, die die jährlichen Musikschul-Konzerte mttfilmen, und dann früher in der Familie herzeigten, heute - wird es auf YouTube gestellt und damit auf eine Ebene, wo der Zufall (oder gewisses, mit der Leistung selbst in keinerlei Zusammenhang stehendes Geschick) ihre Rolle spielen. Und plötzlich hat, was auf die Ebene der nächsten Umgebung gehört, eine gesellschaftliche Ebene der "Weltöffentlichkeit" ...
Was das bedeutet? Sieht man von der Entwertung dessen, was Öffentlichkeit überhaupt heißt, ab, wirkt es leitbildformend dahingehend, als den Menschen nicht mehr genügt, für ihre Familie, die Nachbarn, oder den Faschingsball in der Pfarre zu singen - jeder fühlt sich zu einer Bedeutung berufen, weil seine Leistung ja tatsächlich vergleichbar ist, scheinbar zumindest, die jeden Rahmen sprengt. Größenwahn wird zum Massenphänomen, der das nächste geringschätzt, um das Übernächste zu erreichen.
Der Ehrgeiz der Eltern hat ohnehin bereits die erste schwerst geschädigte Generation hervorgerufen. Diese überfrachten nun ihre eigenen Nachkommen endgültig - mit Anforderungen und Erwartungen, die der Kunst alles nehmen, was sie ausmacht, und dafür nächste und nächste Casting-Shows mit tragischen Elementen füllen. Denn ihr Kriterium ist nicht "Weltwirkung", sondern Freiheit, absichtsloses Spiel, Gestaltungswille Nicht "Wille zur Prominenz".
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