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Samstag, 19. Februar 2011

Mutter aller Kunst

Augustinus und Hieronymus (Vulgata) sehen die Bibel - beide auf je andere Weise: Augustinus als Allegoriensammlung, Hieronymus direkt in der Linie aus der heidnischen Kunst heraufkommend - als Thesaurus, als Kompendium aller rhetorisch-künstlerischen Formen des Menschseins (in allen freien Künsten) die bekannt waren (und gewiß bis heute sind), im Rang keinem der antiken Epen und Dichtungen und Lieder und Hymnen nachrangig, durch die weitere Dimension - der direkten göttlichen Inspiriertheit - freilich diesen unvergleichlich überlegen. Und als Literatur, die ja alles Geistige, alles Darstellende umfaßt und in der Schöpfung ohne Grenzen auferstehen lassen kann, die Quellkunst überhaupt. Alles, wahrhaftig alles ist in ihr enthalten, damit auch jede der freien Künste: Grammatik, Rhetorik, Dialektik, Arithmetik (bzw. Musik), Poesie (bzw. Grammatik) - und Astronomie. (Artes im engen Konnex mit "Regeln unterworfen")

Im Neuen Testament wird dieses Kunstwerk aber sogar zum Fleisch durch die Historizität, die Erinnerung, und damit die Gegenwärtigsetzung historischen Ereignens in weiterer Dimension wirklich: Gott, im Fleisch, im Weltlichen inkarniert und - im Aufklingen des Wortes - gegenwärtig. Nicht nur angedeutet. Damit ist der Klang der Heiligen Schrift Gott selbst, der sich anbetet, der zu sich spricht, und den Hörenden, der immer ein Gehorsamer ist, denn nur der Gehorsame, der dem Gehörten Nachgehende, Nachdenkende, nimmt wirklich etwas auf, in der Teilhabe in diese Gemeinschaft mit hineinnimmt.

Die Lesung der Schrift, dieses Wortes nicht faßbarer und deshalb so häufig befleckter, in die Banalisierung und Profanierung getretener Würde, ist deshalb das Klingendmachen des Stromes der Dreifaltigkeit. Im noch Kunstwerk Seienden, aber dieses durch die Vergegenwärtigung der Neuen Welt bereits erfüllenden. Denn in der Neuen Welt - als Gleichförmigkeit, im Neuen Jerusalem, in der Stadt am Berg - ist die Erfüllung dessen, was die Kunst nur am Hemdzipfel in die Welt zu zerren, in der Sehnsucht anzustiften vermag, immer präsent.

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