"Die Exaltation ist der höchste Bewußtseinszustand, der dem Künstler noch erreichbar ist - der für ihn eigentümliche und fruchtbarste Zustand, wie es sich schon aus der Vorherrschaft der Phantasie auf dieser Stufe ergibt. Der Mystiker, im Gegensatz zum reinen Künstler, durchstreift nur bei seinem Anstieg zur Vollkommenheit die Stufe der Entzückung, diesen eigentlichen Quellgrund der Kunst.
Er wird auf dieser Stufe zum Künstler, aber nicht zum Nur-Künstler, dem das Nachschaffen angelegener ist als das Wiedergeben. Er wird zum religiösen Künstler und bildet oder dichtet in tiefgefühlten Versen, "trotzdem er kein Künstler ist". Er verdichtet nicht die Breite des Geschaffenen, nicht die Fülle des einzelnen, sondern dichtet aus gottbewegter Seele zu Gott, dem einen empor."
Irene Behn in "Spanische Mystik", über Theresia von Avila's Vida
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Man kann die Berichte der Mystiker vielfach mißverstehen, und meist wird es auch getan. Zum mindesten als Methode, mystische Erlebnisse zu generieren. Aber sie sind etwas ganz anderes, und niemals sind sie Anleitungen, Wege abzukürzen. Der Weg zur Freiheit ist nicht abzukürzen - sämtliche Mystiker beschreiben, sofern sie beschreiben, die immer subtilere Arbeit an immer feineren, aber sehr realen seelisch-geistigen Realitäten und Selbsttäuschungen im Menschen, auf dem Weg zu einer immer größeren, immer umfassenderen Freiheit, die den Einzelnen zum Kelch der Wahrheit macht. Wirklichkeitsbegegnung ist ihr aller Kernwort. Die Auslieferung an das ens realissimum.
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