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Dienstag, 1. Februar 2011

Kein Marktversagen, aber eines der Politik

Nun findet sich auch schon in der FAZ ein Artikel, aus der Feder von Patrick Welter, der die an dieser Stelle schon so vehement vertretene These über die Ursachen der Wirtschaftskrise der letzten beiden Jahre nicht nur stützt, sondern mit weiteren Fakten weiter ausbaut. Der vor kurzem publizierte offizielle Bericht über die Ursachen der Wirtschaftskrise würde lediglich die landläufigen Meinungen stärken, aber alles verschweigen, was die Plausibilität solcher Thesen stärken könnte.

Diese freilich haben gerade wegen ihrer hohen Plausibilität einen gravierenden Nachteil: Sie bieten keinen Sündenbock, der sich verkaufen ließe, und sie zeigen, daß die Politik in ihrem Wunsch, an den Wirtschaftsrädchen ihrer Länder in ihrem Interesse (Erfolg) zu drehen, selbst es war (und ist), die die Vorgänge zu verantworten hat.

Welter führt aus, daß die Niedrigzinspolitik der amerikanischen Notenbank, der Fed (die die Kreditmenge im Inland so hochschießen ließ) zusammen mit dem hohen Geldzufluß aus Schwellenländern (sic!), das hochverzinste Anlagemöglichkeiten suchte, die Immobilienblase zum Platzen gebracht habe, die zuvor - wieder aus politischem Interesse - so aberwitzig aufgeblasen wurde. Denn die US-Regierung habe die Vorgaben an die Banken zunehmend erhöht, die jedem Amerikaner, bei immer mehr vernachlässigten Bonität, ein Eigenheim versprachen. Das Risikobewußtsein verschwand damit völlig, weil der Staat signalisierte, daß er für alles - auch für die Banken - haften würde. Darauf verließen sich bald alle, Risken wurden kaum noch relevant geprüft.

Vielmehr hätte man die Bedingungen für Hypothekarkredite verschärfen müssen, was die spätere Krise zumindest gedämpft hätte. Stattdessen kauften die staatlich gesponserten Eigenheimfinanzierer Fannie Mae und Freddie Mac in den Vorkrisenjahren 30 bis 40 Prozent der Hypothekenkredite fauler Qualität. Das hat die Preisblase deutlich angetrieben.

Zudem seien die meisten der Bankenzusammenbrüche keineswegs mit der "Wirtschaftskrise" zu begründen. Stattdessen seien die meisten der Zusammenbrüche auf Fehler des Managements zurückzuführen, und wären in jedem Fall passiert.

Auch Kreditausfallsversicherungen hätten zwar ihre Rolle gespielt, aber bei weitem nicht die entscheidende. Ferner sei es keinesfalls richtig, daß die Staaten ihre Kontrollpflichten angesichts eines (angeblich) ausufernden Börsenunwesens mit immer abenteuerlicheren Produkten und Derivaten auf Realwerte zuwenig wahrgenommen hätten. Vielmehr seien die Gesetze ohnehin fortlaufend verschärft worden.

Welche Argumente summa summarum deutlich stützen, was hier mehrfach bereits - natürlich nur als Verdacht - geäußert worden war: daß die Universalerklärung "Wirtschaftskrise" für alle Flurbereinigungen herhalten muß, wo alle nun versuchen, gesammelt ihre Bilanzen zu bereinigen, all die Leichen aus ihren Kellern mit zu entsorgen - nun ist ja "keiner schuld", außer "die Wirtschaftskrise".

Das führt zu der brisanten These, daß die wirklichen Auslöder der Wirtschaftskrise - die Politik selbst war, und niemand sonst.

Aber das alles "wissen" wir ja schon längst.

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