Teil 2) Warum der Mensch zwar im Wesen utopisch ist,
eine irdische Utopie aber immer zur Hölle führt
Aber
der Sinn der Welt, der Sinn der Geschichte, der Sinn jedes einzelnen
Lebens besteht eben nicht in einem Wohlgelingen des Wohlstandsstrebens.
Er besteht in der individuellen, nur an diesem Ort, nur dieser Person in
genau dieser problembeladenen Situation möglichen, nur dort sinnvollen
Höherführung zur Heiligkeit hin, und nur dort liegt die dem Menschen
mögliche Glückserfahrung. Nicht das rundum friktionsfreie Leben ist das
Ziel des Lebens auf Erden, wo nichts die Abläufe stört, und was stört
hat kein Recht dabeizusein, kein Recht zu leben.
Und
wissen Sie was, geneigter Leser? Es gibt auch bei uns gar nicht wenige,
die diese Entwicklung begrüßen. Der VdZ hat erst jüngst von Esoterikern
gehört, daß sie diese Entwicklung begrüßten, weil es die Menschheit zu
"höherer Bewußtseinsstufe" führen würde. Für sie erfüllt dies den Sinn
der Geschichte weil der Welt. Für sie ist so eine Verhaltens- und
Bewußtseinsdiktatur deshalb der Weg zur Welterlösung ins Göttliche (nach
ihrer Definition) hinein. Die Nähe von Technik und Esoterik (nicht nur,
weil Esoterik an der Wurzel des Internet stand, und sogar dessen
befeuernde Idee - Silicon Valley! - war) war ja in diesem Blog immer
wieder Thema gewesen.
Ein
solches ablaufoptimiertes, technisch aufgeräumtes Leben, in dem alle
Nöte und Sorgen scheinbar beseeitigt sind, wo alle Menschen auf
"verobjektivierte" maximale Soziabilität getrimmt sind, ist nicht einmal
jenes Leben, das den Menschen zu seinen höchsten Entfaltungen führt!
Dieser Irrtum liegt ja nicht nur dem chinesischen Modell, sondern dem
ganzen Westen längst zu Grunde. Die völlig verirrte Pädagogik zeigt es
am deutlichsten. Einem solchen Leben fehlt das, was das eigentliche
Leben in die Welt trägt. Es führt deshalb zum Tod. Es führt zur
Vernichtung. Das kann mit Sicherheit gesagt werden. Es führt zur Hölle
auf Erden.
Denn
wo immer das Kreuz als einziges Tor des Lebens des Lebens ausgeräumt
werden soll, fällt der Mensch in die gnadenlose Hölle der Weltimmanenz,
die immer - prinzipiell, nicht weil hier oder dort Fehler gemacht
werden; das zeigt das nur an (man beachte aber dennoch die darauf
hinweisende Logik der komplexen Systeme, die mit mathematischer
Sicherheit nicht steuerbar sind) - zur Vernichtung führt. Der immer
konsequenter, schärfer werdende Totalitarismus, der auf dem Weg dorthin
auftritt, ist nur das Übergangsstadium dazu.
Aber
- hat nicht auch der Katholizismus seine Utopie? JA, das ist ja das
Fatale. Er hat sie als leuchtendes Vor- und Urbild der Welt, und zwar in
der Kirche. Sie ist das Ideengerüst, das ausgehend vom Haupt Jesu
Christi den Blutkreislauf des Lebens verbreitet, das über eben diesen
Gottmenschen - und nur über ihn! - in die Welt kommt. Wer außerhalb
steht, wird über kurz oder lang ins Nichts fallen. Der Unterschied ist
aber, daß dies kein Verhaltensschema ist, dem sich nun alle zu fügen
haben, sondern auf der JE INDIVIDUELLEN PERSON beruht! Nur NUR über
seine wahre Individualität, die nur in und aus der Wahrheit (die
personal ist, kein einfach rationales Schema, die Jesus Christus selbst
ist) möglich ist (deshalb die Notwendigkeit des Christseins), und die
erst zur Individualität wird, wenn sich der Mensch forttlaufend selbst
übersteigt:
Auf diese Idee hin, auf die Wahrheit hin, die
die Freiheit ist. Freiheit ist also ein stets im Moment zu erringendes
Moment der Person. Und das macht die Aussage, daß das Wesen des Menschen
"utopisch" sei, so wahr: Er ist erst und immer erst dqa Mensch, wo er
sich selbslt auf ein Ideal hin, ein Idealbild hin, übersteigt, in das
hinein sein faktisches "Selbst" stirbt. Nur so entsteht Freiheit, die
auch eine Nichtgebundenheit an eine sonst nur als bloße Ablauflogik
erscheinende Materie ist, die auf sich gestellt (Entropie!) aber immer
ins Nichts fällt (sobald sie die letzte Erinnerung - als geistige
Präsenz - an das Leben des Lebens vergessen hat, diese erloschen ist.)
Dabei
ist es GERADE das Übel im Begegnenden, die Unvollkommenheit der
Realisierung des Ideals, AN DEM sich die Freiheit nicht nur beweist,
sondern überhaupt erst bilden kann! Denn der Katholik weiß, daß die Welt
aus der Ursünde des Menschen heraus todkrank ist. Er rechnet also mit
dem Übel, schon deshalb, weil es eben den Menschen gibt, und seine
Freiheit.
Damit ist auch klar, daß es kein
Zwangssystem geben kann, das "die Gesellschaft" optimiert! Ohne den
Einzelnen und seine Freiheit geht es nicht, und ohne diese Freiheit gibt
es kein geglücktes Lebens. Bestenfalls bestimmte technische, aber sich
vom Leben wegbewegende Merkmale.
Wird
die Utopie die sich da schon überall in den Startlöchern befindet oder
gar schon einige Meter gelaufen ist gelingen? Sie KANN GAR NICHT
gelingen, weil einer der Irrtümer der heutigen "wissenschaftlichen
Anthropologie" (als Grundgerüst heutigen geläufigen Denkens) ist, daß
sie die Natur des Menschen nicht mehr kennt und komplett falsch
einschätzt, und damit ihre eigentlichen Momente - die
Gottebenbildlichkeit des Menschen, seine Freiheitskraft weil -bestimmung
als erste Bedingung des Menschseins - komplett unterschätzt.
Aber
es wird für alle Menschen die Hölle. Aufgezogen im Namen einer Utopie,
die wie jede Utopie allen den Himmel verspricht, WENN ...
*Offiziell
sind zwar immer noch fast ein Viertel der Amerikaner katholisch, aber
der Katholizismus hat sich bereits extrem verflüchtigt. Das Wissen um
die eigene Religion ist in weitesten Kreisen selbst "bekennender
Katholiken" praktisch nicht mehr vorhanden. Tenenbom beschreibt es so,
daß sogar bei definitiv "katholischen Events" die angesprochenen
Teilnehmer nicht einmal das Vaterunser kannten. Der zweifelnde
europäische Leser sollte sich dazu vielleicht einmal bei jungen Menschen
im Alten Kontinent umhören, die doch auch immer noch zu größten Teilen
"katholisch sozialisiert" sind. Wir sind auf exakt demselben Weg.
*250517*