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Dienstag, 27. Juni 2017

In Wirklichkeit hatten wir enormen Kaufkraftverlust

Schon vor Jahren wurde in diesem Blog über die Roßtäuscherei mit offiziellen "Inflationsstatistiken" gehandelt. Diese damals entwickelten Gedanken finden sich nun in einem in den USA veröffentlichten Papier wieder, das die Stellungnahmen und Ansätze einer Reihe von ökonomischen Institutionen und Fachleuten enthält. Sie alle weisen (auf je andere Art, in je anderen Ansätzen und Aspekten) darauf hin, daß die offiziellen Inflationszahlen BEI WEITEM die reale Inflation nicht zur Darstellung bringen. Wenn heute von einem Ziel von maximal 3 % Inflation pro Jahr gesprochen wird, so wird dieses Ziel, das ja auf die Realwirtschaft enorme Auswirkungen hat, nur noch dadurch rechnerisch erreicht, indem seit Jahrzehnten still und leise an den Grundlagen der Inflationsberechnung herumgeschraubt wurde. 

Der interessierte Leser möge diese einzelnen Ansätze und die Argumente dafür in dem betreffenden Papier selbst nachlesen, es ist hoch interessant. Denn in Zusammenschau führen sie zur Behauptung (die sich doch auch mit dem Erlebten, der "gefühlten Inflation" deckt), daß wir seit 1970 einen dramatischen Kaufkraftverlust erlebt haben, der 5-20 mal höher ist, als die offiziellen Zahlen zugeben. Nur durch die fortlaufende Veränderung von Bewertungs- und Erhebungsansätzen (ab 2005 wurden die das gewünschte Bild störenden, nach und nach ohnehin bereits in der Bedeutung abgedrängten, alltäglichen Lebenshaltungskosten sogar völlig herausgenommen) konnte dies in die offiziell so "niedrigen" Inflationszahlen verwandelt werden.

Die Realität sieht freilich ganz anders aus. In Wirklichkeit gehen manche Ökonomen sogar von einer jährlichen Inflation von bis zu 15 oder gar 20 % aus.

Der Grund für diese Diskrepanz zwischen offiziellen Zahlen, wie sie die Regierung(en) veröffentlichen und der Realität liegt darin, daß diese Zahlen manchmal sogar nicht eimal mehr veröffentlicht und die offiziellen Inflationszahlen nicht mehr für reale Lebenssituationen herangezogen werden, sondern fast nur noch als Grundlagen für politisch-fiskalische, budgettechnische und anlegertechnische Entscheidungen Bedeutung haben. Dadurch hat sich in diesen Jahrzehnten alleine die US-Regierung ausgabenseitig an die 700 Mrd. Dollar erspart. Nnatürlich waren auch die Grundlagen für Lohnverhandlungen für Arbeitnehmer sämtlich unrealistisch und viel zu niedrig. Aber auch die Investitionsentscheidungen von Kapitalanlegern beruhen auf diesen Angaben, und sie sind ebenso falsch. Alle diese Felder sind "Blasen", die freilich irgendwann von der Realität eingeholt werden. Was passieren würde, wenn realitätsbezogenere Werte zu allen diesen Ansätzen herangezogen werden kann man sich aber unschwer ausmalen. 

Realistisch(er) berechnet zeichnet sich damit ein Bild, das auch dem normalen Hausverstand einleuchtend scheint. Nur haben sich die Menschen auch bei uns schon viel zu sehr daran gewöhnt, daß ihre eigenen Beobachtungen und Einschätzungen "wertlos" sind, weil sie das ihnen Erzählte glauben, demgemäß sie sich von anderen erklären lassen müssen, wie es ihnen geht.

Diese Erzählung konterkarriert ihr eigenes Wahrnehmen. Daß nämlich die US-Wirtschaft (und das gilt gleichermaßen für Europa) spätestens seit dem großen (IT-)Crash 2000 (bei welchem Blasenplatzen ja Billionen vernichtet wurden) nicht nur nicht mehr wächst, sondern kontinuierlich schrumpft. Beobachtungs-, simple Realdaten, Erlebtes weisen sogar genau darauf hin. Ein Wirtschaftswachstum, Grundlage auch für Verschuldungsraten, oder auch nur Werterhalt bestehen nur auf dem Papier. Tatsache ist, daß progressiv steigend immer mehr Arbeit und Aufwand nötig wird, um so irgendwie seinen Lebensstandard noch aufrechtzuhalten. Der Leser möge diese alternativen Ansätze, die den auch bei uns erzählten Märchen völlig widersprechen, lesen. Sie sind erhellend.

Nur ein Punkt soll hier noch expliziter herausgegriffen werden, er findet sich am erwähnten Papier in Form einer Tabellenübersicht, die wir hier sinngemäß bringen. Sie bestätigt vollinhaltlich, was an dieser Stelle schon vor Jahren geschrieben wurde: Er hinterfragt die sogenannten "Verbraucherpreisindices", also die angeblichen Lebenshaltungskosten der Menschen. Sie treffen die Lebensrealität der USA (und Europas) nicht. Alles, was in dieser im aktuellen Papier erschienenen Gegenüberstellung angeführt ist, findet sich übrigens in diesem Blog schon vor Jahren angeführt. Vielleicht hat mancher ja abgeschrieben ;-)



Index Design Elements Orthodox consensus Kritische Ansätze
Wie setzt sich der Warenkorb zusammen Man gestattet Ersatzkäufe über andere Warenkategorien hinweg oder auch innerhalb derselben (Reduktion auf einen herausgegriffenen "Zweck"; Anm.) Man hält den Warenkorb absolut gleich (also nicht "Fleisch blieb gleich - nur ißt man heute halt Huhn statt Steak")
Wie berechnet man Veränderungen Tomqvist Methode (geometrisches Mittel) Laspeyres Methode (arithmetisches Mittel)
Was mißt man Lebenshaltungskosten Produktkosten
Welche Indexbasis zieht man heran Gleichbleibendes Nutzenniveau als Befriedigung eines bestimmten Bedarfs Konstante Kosten
Wie bezieht man Qualitätswechsel ein ("Hedonismusargument") Fortschreitende Qualitätsverbesserung verlangt eine Bewertungskorrektur nach unten Qualitätsverschlechterung ist möglich ("umgekehrter Hedonismuseffekt")
Wie sammelt man Daten Spezifizierung der Artikel bzw. Berechnung nach Nutzeneffekten Preis pro Artikeleinheit
Wie bewertet man technischen Fortschritt Neue Funktionen verbessern das Leben mit unterschiedlich zu bewertender Häufigkeit Neue Funktionen schaffen nur marginalen Wertzuwachs, dafür aber neue Kosten und Verbindlichkeiten
Nach welchen Kriterien der Verfügbarkeit für die Konsumenten wird bewertet Es muß ein andauernder Strom von Dienstleistungen mit neutralen, variablen Liefermodellen bestehen Nur zur Verfügung gestellte Produkte ("Treuhandschaften"), erzwungene Obsoleszenz und Verlust der Eigentümerkontrolle über die Produkte wurde nie ausreichend berücksichtigt






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