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Sonntag, 4. Juni 2017

Hier haben wir die Gründe (2)

Und hier, in diesem vorerst letzten Bild der Serie, die wir hier zeigen, erklärt Victor Delhez genau, WARUM er verzweifelt ist. Hier erklärt er nämlich daß es am Zustand der Tugenden liegt, der Drei Göttlichen Tugenden, Glaube - Hoffnung - Liebe, wie alle Tugenden ein Circulus Vituosis. Er gibt Auskunft über sich und seine Verzweiflung indem er zeigt, wie es um sie bestellt ist: Sie sind tot! Sie sind nicht zum Leben erwacht. Deshalb bleibt die Welt grau, und wirkt die traditionelle, überlieferte Kultur als Erbe wie ein Friedhof, über dem ein dunkler Himmel hängt. 

Wenn wir dies als "Teil 2" der Erklärungen bezeichnen, so nicht als Hintereinanderreihung, sondern um zu zeigen, daß es sich hier um Widersprüche handelt, die die Widersprüche der Gegenwart sind. Denn die Verlegung der Gründe, der Macht nach außen ist die logische Folge der menschlichen Ohnmacht, die aus dem Tod der Tugend hervorgeht. Verliert der von Dämonen umlagerte Mensch (siehe die Bilder zuvor) seine Selbstmächtigkeit, ist es immer eigenes Versagen, in den allermeisten Fällen Acedia, das Laster der geistigen Trägheit. Die moderne Welt bietet dafür aber nur eine Erklärung: Die der äußeren Umstände. 

Der Mensch ist dann nur noch ein Opfer der Mechanismen, die ihn umgeben und die andere über ihn gestülpt haben. Nur die Hände haben noch Fleisch - und die Hände, das ist das Gesetz, die Hände, die Hand ist der Mechanismus der Weltgesetze. Aber die Tugend hat kein Gesicht, kein Fleisch mehr, ja es ist zum bizarren Schrecken geworden. Die Hände (zwei tragen sogar einen Treue-/Ehering) suchen es, aber sie greifen ins Leere des toten Schädels. Man könnte es vielleicht sogar so deuten, daß das Konzept der Tugend (der inneren Durch- und Neugestaltung durch das Sein, und das sind die Tugenden) nicht mehr glaubt, daß es versagt hat. Nun sind Hände gefragt, nur sie blieben.

Das ist wahre Frucht des Hegelianismus, in dem Mensch und Geist (als menschlicher Geist) zu einem Produkt einer dialektischen Maschinerie werden. Der in den USA so verbreitete Behaviourismus knüpft mit seinem Menschenbild genau daran an. In diesem Bild wirken deshalb die (göttlichen, also der Gnade zu verdankenden) Tugenden hilflos und verzweifelt, ihre Zet ist vorbei.

Und hier haben die den Widerspruch auf einem Silbertablett serviert, in dem auch der Protegé von Delhez verharrt. Denn auf einer Seite wissen beide offenbar sehr gut um die Bedeutung der Kultur. Aber ihnen fehlt auf der anderen Seite der Weg und die Einsicht, wie man kultureller Mensch sein kann. Das zeigt sich nicht zuletzt in der Definition der Armut, deren (siehe die wunderbaren Schriften von Leon Bloy dazu) heilsöffnender Charakter völlig übersehen wird. 

Stattdessen wird materielle Armut verleumdet und sogar als heilsverhindernd angesehen, während hinter der Verzweiflung, die über die "tradionelle Kultur" gemalt wird, durchaus etwas wie Haß vermutet werden kann. Verachtenswert wird sie aber genau in dem Moment, wo Armut als ein unbedingt zu beseitigender Zustand angesehen wird, den zu beseitigen sogar ein "Recht" der Armen ist, das zu allem berechtigt. Denn hier wird Armut durch das wirklich heilsverweigernde Gegenteil - die Verkrallung in die Güter der Welt - ersetzt. Aber Armut ist der einzige Weg zum Heil! 

Denn sie heißt Sterben, sie heißt dieser Welt absterben, und das ist ihre wahre Größe und Sendung. Das heißt, daß die Armut dann zum Heil wird, ja eine ungeheure Heilschance sein kann und tatsächlich ist, die keineswegs einfach als "nicht von Gott gewollt" abgetan werden kann, das ist glatte Blasphemie. Sondern daß auch sie zur Form tragen möchte und kann, ja weit mehr und eher kann als der Reichtum, der an dieses innerste Geheimnis der Erlösung durch Geld nur schwer herankommt. Weshalb es den Reichen wirklich schwer ist, zum Heil zu gelangen! Die ersten Zielobjekte katholischer Pastoral müßten also tatsächlich die Reichen sein, sie sind zu allermeist die wahren Elenden.

Der Widerspruch zeigt sich damit auch im jetzigen Papst. Der Bergoglio-Papst löst nämlich die Form auf, immer und überall, aber nur Form kann Kultur sein, denn gerade sie ist der Auftrag der Armut. Bergoglio sieht aber nicht die Armut in ihrer Größe, er sieht nur die menschliche Sicht als Elend, weiß offenbar nicht, daß das eine, Elend, mit dem anderen, Armut, nichts zu tun hat. Und er tut es, weil ihm dazu ... die Tugenden fehlen, das muß man einfach rückfolgern. Also sind seine "Konzepte" auf das Außen der "Armutsbeseitigung" ausgerichtet, wo der Schuldige gesucht wird. (Das ist auch das, was man ihm sogar zu Recht als "sozialistischer Zug" vorwerfen kann.) 

Sieht somit nicht, ja schlägt den vielen Armen der Welt wirklich ins Gesicht (die es ja auch in unseren Breiten gibt, so ist es ja beileibe nicht), die in ihrem Leiden, in ihrem Sterben, an das sie täglich regelrecht angepreßt werden, daß die Armen die größte Gnadenquelle weil -pforte für die Kirche als mystischer Leib Christi sind, mit ihm in der Taufe, im Sakrament der Eucharistie verbunden. Ihr Blut ist es also vor allem, das den Kampf um die Welt austrägt und dem Erlöser aufs Kreuz nachgefolgt ist, und damit für die ganze Kirche wirksam wird. Denn die Grundhaltung der Kirche als mystischer Leib - ist das Betteln, wie Bloy so großartig schreibt.

Dieses Bild liefert also einen, ja vielleicht den Schlüssel, um Delhez, aber auch um Bergoglio zu verstehen. Vor allem aber haben wir JETZT ERST die Kriterien erarbietet die uns ein Urteil über die Werke von Victor Delhez gestatten können. Denn jetzt sehen wir klar unterschieden, wo seine künstlerische Größe liegt (im Empfinden, was ihn als Künstler klar ausweist), wo er aber noch nicht durch zur Katharsis durchgedrungen ist, wo ihm also jenes Licht fehlt, das ihn die Schemen der Ideologie ablegen läßt (unter denen jeder Künstler ganz gewiß schwer leidet!), die ihm nur noch den Ausweg der Verzweiflung finden läßt. Als läge vor seinem Gab ein schwerer Stein, den bisher nichts und niemand beseitigen konnte. Auch nicht sein Protegé, der Papst.


Gesehen auf whatsupwiththesynod

Victor Delhez, "Die Drei Tugenden - The Three Virtues"





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