Ach mein Gott, der VdZ mag dazu nichts mehr explizieren. Ihn bewegt dieses Lied der Hildegard Knef (und nicht nur dieses von ihr) zutiefst, warum auch immer, er weiß es nicht. Was ließe sich daraus alles extrahieren. Nein. Er verweigert. Er liebt es. Er liebt irgendetwas an diesem Existentialismus der Hildegard Knef. Basta. Er ist darein aufgewachsen. Basta. U(nd er ist doch auch, ja wie denn anders?, Kind seiner Zeit.
Zu diesen Liedern fuhr er als kleiner Bub Schlittschuh, sie wurden über die krächzende Anlge über den Platz verbreitet, den dieser alte Mann als Dienst an der Menschheit Winter für Winter in seiner Freizeit mit Wasser zur Eisfläche verwandelte. Zu ihr begleitete er einen seiner großen Brüder, der am Sonntag, nach der Messe, regemäßig in die Trafik in der Rathauspassage ging, die so modern wirkte mit ihrem riesigen Schaufenster, diesem nüchternen Ambiente, und mit der Verkäuferin flirtete, während er seine Zigaretten und die Bunte - mit der Knef am Titelblatt - kaufte. Anschließend ging es ins Cafe Garn, und er erhielt immer ein Achterl Himbeersaft und manchmal sogar ein Würstel mit Senf. Bis es heim ging, zum Mittagessen. Alle diese jungen Menschen schienen so vertraut, so eine Familie. Klassen existierten nicht. Eine von diesen war später Erbin eines der größten Industrieunternehmen Österreichs.
Und dann fiel der eine. Sie waren unterwegs gewesen, übermütig, wie junge Menschen es so gerne, so berechtigt sind. Und sie kamen zurück, und der eine lag am Rücksitz. Tot. Sohn eines der angesehensten Fleischer in der Heimatstadt. Nie erschien dem VdZ diese Jugend, die er da sah, so geschlossen, so als eine Schicksalsgemeinschaft, vereint in derselben Tragödie. Und da kam dieses Lied. Am Eislaufplatz. Der VdZ hat nie verstanden, warum später dieses Lied als angebliches "Öko-"Lied verstanden werden konnte.
Nein. Es ist das Lied des Todes eines Menschen. Eines Freundes des großen Bruders, einem Mitglied dieser Clique, die sich Soinntag für Sonntag im Garn traf, lachte, laut diskutierte, und dem VdZ als kleinem Bruder des einen ein Achterl Himbeersaft bestellte. Und manchmal ein Würstel mit Senf. Am frühen Morgen nach so froher Jugendnacht in einem Autounfall erloschen. Der wie seine Freunde alle, samt der Trafikantin, diesem jungen hübschen Mädel, nie mehr so wie früher über die Feuer zur Sonnenwende springen würde. Wenn der VdZ nunmehr über die Eisfläche zog, und dieses Lied erklang, sah er ihn liegen, in seinem Blut, sah er die Tragödie des Menschen. Den immer drohenden, letztlich die einzige Gewißheit: Tod.
Das war auch ein wesentlicher Teil der 68er. Ja, vielleicht ihr wesentlichster. Bei einer Umfrage 1975 gaben mehr als 50 % der deutschen Bevölkerung an, daß sie einem Mitglied der Baader-Meinhof-Gruppe heimlichen Unterschlupf gewähren würden, wären sie vor die Situation gestellt.
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