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Dienstag, 20. Juni 2017

Erschütternder Dauerkrieg (1)

Ein Dokument bösartiger Vorführung durch die Staatsmacht, wie es historisch schlimmste Parallelen hat. Das macht es kaum noch möglich, über Ansatzpunkte für Satire, die zu finden ja auch legitim wäre, zu lachen. Dabei aber in Kleinkunsttheater und Theater gehörten.

Oder kritisiert sich die Staatsmacht auch gleich selber, weil es dann nicht so weh tun könnte und jeder auch gleich weiß, was als Kritik gilt und erwünscht ist?

Vom Staat per Gesetz abhängige und sakrosankt gestellte, per Zwang finanzierte Medien, an sich ja ein fragwürdiger Punkt höchster Klasse (denn Medien müssen außen stehen, dürfen nie dazugehören, sonst werden sie unaufhaltsam korrumpiert) sollten wissen, wo ihre prinzipiellen Grenzen liegen. Sie können über Kritik berichten, aber nicht Motor sehr bestimmter Kritik sein. Der Hofnarr kann nur von außen kommen, und er braucht unbedingte Freiheit. Wenn man ihn dereinst auf Fürstenhöfen einstellte dann aus der Klugheit heraus, die HERRSCHENDE Macht, also die Fürsten selber immer wieder zu relativieren. Den Herrschern damit zu helfen, sich von sich selbst zu distanzieren, um Betriebsblindheit, Totalitarismen und fanatische Erstarrung zu vermeiden. Kluge, gute Herrscher wissen, daß sie das unbedingt brauchen.

Über die Automatismen, die Herrschaft tendenziell immer in sich abschließen, von der Wirklichkeit entfernen und ihre Horizonte verengen, sind Bibliotheken geschrieben worden. Nicht das schlechteste Buch dazu von Carl Schmitt. Niemals können Fürsten (die Macht) zugleich auch ihre eigenen Narren und Kritiker sein, auch wenn manche das zu glauben scheinen (mit Verlaub: der Papst macht vor was dabei herauskommt, und Barack Obama bzw. die komplette Art der Amerikaner zur "Selbstironie" ist ein weiteres Beispiel dafür.) Die Folgen sind immer fatal. Wo Herrscher, kulturtragende Institution und Narr zusammenfallen, kommt es immer zur beklemmendsten Art des Totaliltarismus, die vorstellbar ist. Denn es versetzt die Beherrschten (Regierten) in völlige Wehrlosigkeit und Ohnmacht, wenn Macht zugleich ihre eigene Revolution vorspielt.

Aber wir sind auf diesem Weg schon weit vorangeschritten. Heute werden sogar kritische (satirische, außenliegende, frei entstandene) Äußerungen im Karneval, dessen Funktion als Ventil die völlige Entgrenzung ist (in diesem zeitlich begrenzten Rahmen: Karneval, wo alles mal auf dem Kopf steht, ehe der Ernst wieder beginnt) politisch erwünscht zurechtgebügelt. Mit der Erwünschtheit von Satire seitens der Macht dürfte es also nicht weit her sein, anders als staatliche Satiresendungen vorgaukeln wollen. Was größten Anlaß zur Sorge geben sollte. Was soll man von Leidmedien halten, die die Opposition zur Macht kritisieren und verunglimpfen?

Kritik und Opposition haben immer etwas Zersetzendes, das muß so sein, und es wird immer Kritik geben und geben müssen, dafür sorgt schon die Dynamik menschlichen Zusammenlebens. Nur in schlimmsten Kriegszeiten waren hier Ausnahmen möglich. Wie Schmitt eben einmal schreibt: Die Macht über den Ausnahmezustand zeigt die wirkliche Macht. Er darf aber nur auf begrenzte, auf sehr begrenzte Zeit herrschen. In denen es um Bündelung der Kräfte um des höheren Zieles des Gesamtbestandes willen geht. Dauert so ein Zustand aber lange, wirkt er verheerend weil selbstzersetzend für eine Gesellschaft. Darüber scheint sich heute aber nicht einmal mehr jemand Gedanken zu machen.*

Man muß aber den Eindruck gewinnen, als befänden sich die Regierungen unserer Länder in Dauerkrieg, der sich sogar ständig noch weiter steigert. Mit moralischen Notwendigkeiten begründet, wird praktisch im Dauerzutand mit Notverordnungen regiert, begrüßen Regierungen sogar Bürgerbewegungen, die sich staatliche Macht anmaßen. (Man denke nur an die Gewaltbereitschaft der Linken, die teils sogar offen mit staatlicher Unterstützung agieren.) Was den Westen schon zur Zeit des Kalten Krieges so schwer deformierte, scheint heute Usus geworden zu sein. Wann kann sich eine Macht aber besser erhalten als wenn sie mit dem Bestand des Staates überhaupt in eins gesetzt und verabsolutiert wird? Dann hat sie alle Möglichkeiten, den Staat um ihrer selbst willen zu mißbrauchen.



 Morgen Teil 2) Warum es nicht nur keine Alternative ist, wenn eine Macht 
auch gleich die Kritik übernimmt, sondern sich verheerend auswirkt




*Phyllis Schlafly zeigt in "No higher power" anhand einer bestechenden Analyse, wie diese Haltung im Falle der Regierung Barack Obamas zu einer subtilen, aber höchst effektiven Beseitigung der Religionsfreiheit führt. Auch Religion wird dem "höheren Ziel", das sich metastasenartig in alle Lebensbereiche vorfrißt, untergeordnet. Und der Witz dabei: Speziell die Katholische Kirche hat das nicht einmal bemerkt, sondern wirkt mittlerweile sogar mit.





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