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Freitag, 9. Mai 2008

Blutige Nasen & An den Vätern liegt es

Immer wieder stelle ich fest, welch fatale Auswirkungen Entscheidungen hatten, die ich als junger Mensch in einer Unfreiheit, die ich niemals als solche erkannt hatte, getroffen habe. Und aus diesem Erleben heraus erkenne ich bei anderen so Ähnliches ... Daß es mir scheinen mag, als wäre das ganze Leben schon damit ausgefüllt, die Fehlentscheidungen der Jugend auszuglätten. Die anderer sowieso - und dann noch die eigenen, die einem aufgebürdet wurden, die man traf, sich selbst überlassen, weil dem jugendlichen Ungestüm niemand zu widerstehen wagte. Manchmal will es scheinen, daß einem die ganze verbliebene Lebensspanne nicht reichen wird, nur wegzuräumen, was an Folgen aus so viel Dummheit und Irrtum blieb. Daß man gar nicht mehr dazu kommen wird, das zu tun, was man im Leben doch eigentlich hätte tun sollen.

Nimmt man Wildgans her und so viele andere: welche frühe Reife und Vollendung schon in so jungen Jahren, dabei: welch strenges Vaterjoch, dem er sich untergeordnet sah wie unterordnete.

Der junge Mensch hat doch ein Recht darauf, daß ihm die wichtigsten Weichenstellungen von den Eltern abgenommen werden. Es ist nicht nur zynisch, es ist schlimmste Verwahrlosung, der Jugend immer mehr Entscheidungsgewalt über ihr Leben (und dazu noch über das anderer!) in die Hände zu drücken.

Ohne daß man ihnen sagt: Junge Leute, Ihr MÜSZT nicht alles entscheiden! Es ist Verführung, Euch einzureden, daß Ihr DÜRFT, weil es uns bequemer ist zu sagen, daß Ihr auch KÖNNT.

Es ist zynisch und niederträchtig, der Jugend die eigene Erfahrung und Reife vorzuenthalten mit dem brutalen (sic!) Verweis, sie sollten ihre eigenen Erfahrungen machen, sich ihre Nasen ruhig blutig stoßen.

Das werden sie, gewiß, das müssen sie, gewiß - aber zur rechten Zeit. Wann das ist? Das sagt schon das Leben, denn das ist auch nicht für jeden gleich.

Das aber ist der Grund für die tiefe Traurigkeit, die ich in den Augen der Jugend zu sehen meine. Und was einem nur noch Mitgefühl empfinden läßt, weil man sieht, wieviele falsche Weichenstellungen gesetzt, welche Lawinen an Folgen jeder freien Lebensentfaltung eines Tages, wenn sie aufgewacht, im Wege stehen werden.

Ich sage es noch einmal, und immer wieder: Die Jugend wird die Eltern hassen. Es wird nichts nützen, wenn sich einzelne, wenn ich mich, auf ihre Seite stelle. Es gibt sie, die Kollektivschuld, weil es die Folgen gibt, die eine abstrakte Kategorie ("Eltern") betreffen.

Dann müssen vor allem wir Väter sagen: Wir haben zu wenig geblutet. Wir haben uns nicht hinmetzeln lassen, sondern wollten feige Schmerz vermeiden, haben deshalb all den Dummheiten freien Lauf gelassen, wollten auch zu Lebzeiten "geliebt" und vor allem: belohnt werden.

Es läge an uns zu sagen: Schluß mit dem Zirkus! Schluß mit den höflichen (aber doch so feigen) Lügen vor allem, Dingen zuzustimmen, von denen wir doch wissen, daß sie falsch sind.

Es liegt an den Männern.




*090508*