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Samstag, 12. September 2009

Dramaturgie und Weltsicht

An der Entwicklung der Dramaturgie im Theater (und natürlich dann: Film) kann man gut beobachten, wie sich Veränderungen der Weltsicht, aber auch nur des kulturellen Klimas, auf die Dramaturgien und Formen der Stücke auswirkt.

Die philosophische Entwicklung der Scholastik bzw. des Mittelalters, in der die Welt und ihre Logik als Weg Gottes zur Selbstdarstellung wie als Weg des Menschen erfaßt wird, macht für eine Haupthandlung die Entwicklung einer Nebenhandlung notwendig. Denn anders als im naiven Heidentum, auch der Antike, muß das die Haupthandlung zur Kulmination Treibende, das die Peripetie (Wende) auslösende, mehr sein als ein "Deus ex machina", der direkt in die Welt eingreifende Gott (Götter). Es muß durchgestaltet motiviert und entwickelt sein.

Je mehr die Welt als zueinander sich verhaltendes, unendlich feines und ineinandergreifendes Mosaik begriffen wird, desto mehr entwickelt sich die Dramaturgie umfassender und komplexer. 

In diese Entwicklung hinein auch kann sich dann übrigens auch der Roman aufbauen, der mehr und mehr zur Darstellungsform einer umfassenden Welt wird, die von einem alles überschauenden Standpunkt aus geordnet wird. Und so dem bloßen Epos, dem linear eindimensionalen Geschehen, entwächst und zu einer eigenen, wahrscheinlich nun umfassenderen Kunstform wird.



*120909*