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Dienstag, 15. September 2009

Geheimnis der Poesie

In seiner Rede "Das Geheimnis der Poesie" führt Rudolf Borchardt aus, daß es in seinen Augen zweifelhaft sei, ob Dichtung überhaupt als Kunst betrachtet werden könne. In jedem Fall entziehe sich Poesie jeder Methode oder Machbarkeit. Denn im Gegensatz zu allen anderen Künsten gäbe es nichts, das hierbei zu erlernen sei: man könnte nicht technisch herbeiführen, und etwas zu "beschreiben" sei nicht, etwas "darzustellen". Dichtung, Poesie "sage" ja nichts, sondern rühre an eine Begrifflichkeit, die allen Dingen offenbar vorausgeht!

Denn es sei ein Mißverständnis dem Dichter zu unterstellen, er würde etwas "erfinden". Vielmehr sei dieser einer Gesamtheit der Dinge verpflichtet, damit schlicht: gehorsam, und gebe wieder, was er selbst sehe, suche dazu die Worte, die diesem Wesen der Dinge anhafte. Überall anders habe Dichtung ja Klitter-, Bruchstellen, sei nicht mehr sie selbst. Es gehe um "die Sprache vor aller Sprache."

Dichtung habe also kein "Verfahren", und ihre Ausübung ist eine Begabung, die bestimmten Menschen anhafte wie die Biene Waben baue. "Er schreibt nicht, er wird geschrieben. Er will nicht, sondern er wird gewollt." Nicht er wähle, sonder er werde erwählt. "Er ist kein Künstler, sondern vollstreckender Schöpfer einer Schöpfungswelt."

Deshalb ist das Wesen des Dichtens, der Poesie, zutiefst religiös. Aber, sagt Borchardt: "Ein Geheimnis ist ein Geheimnis, und kein Rätsel."




*150909*