Theresia von Avila mahnt die Priorinnen in einigen der von ihr gegründeten Klöster, den zur Abtötung (der Loslösung von der Welt) nötigen Gehorsam nicht zu überziehen, sondern sehr individuell und mit großer Klugheit vorzugehen. Zumal auch bei jedem Anhänglichkeiten bestehen könnten, die oft fürs Ganze von geringer Bedeutung, aber unklug bekämpft schwere Schäden anrichten konnten. Noch dazu, wo die Freude am Gehorsam bald allen als Tugend geschenkt wird, der den Trank des Gehorsams trinkt. Auch und vor allem unbedachte Worte richten aber gerade bei jenen viel Schaden und Verwirrung an, die im Gehorsam weit fortgeschritten sind.
Gerade deswegen aber wendet sie sich nicht ohne Schärfe und Sarkasmus gegen Auswüchse. Und sie ermahnt Priorinnen vor allem zu sorgsamerem Umgang mit willkürlichen Gehorsamsübungen, sowie mit dem, was sie überhaupt sagten, weil es sein könne, ja wahrscheinlich sei, daß alles zum Befehl aufgefaßt wird. Um sich schließlich energisch (aber nie ohne feinen Humor, wie überhaupt ihre Schriften voll gütigem Humor und subtiler Selbstironie sind) gegen Gehorsamsübungen zu wenden, die sogar Todsünde seien.
Wie jene Priorin, die einer Nonne befahl, in einen Brunnen zu springen, und dabei beinahe umkam.
Oder jene, die in Gedankenlosigkeit einer Nonne die Bitte um Selbstgeißelung abschlug, um ihr als Ersatzhandlung zu befehlen, spazieren zu gehen. Jene kam nicht mehr wieder ... bis sie geholt wurde.
Oder jene, die einen großen Wurm fand, und die Oberin um Anweisung bat, was sie mit ihm machen solle. Worauf diese - natürlich im Scherz - antwortete, na, sie solle ihn halt aufessen! Im letzten Moment wurde das verhindert, weil die Nonne auffiel, als sie ihn in der Küche, im Gehorsam, briet. Noch dazu war der Wurm giftig.
*190909*