Im Kult, im Ritus, verobjektiviert der Mensch metaphysisch-abstrakte Vorgänge, ja eigentlich die "wirklichen" Vorgänge hinter allem Weltgeschehen. Der verhält sich gegen Abstrakta, und bewegt sich in solchen.
Diese werden im Kult in die persönliche Beziehung hineingenommen, beziehungsweise wird diese Beziehung ausgedrückt.
Deshalb funktioniert der persönliche Kult alleine auch nicht bei der Sündenvergebung - denn jede Sünde ist nicht nur ein Verstoß gegen eine abstrakte Natur von Vorgängen, und trägt sohin ihren Schaden als Schaden am Sündigenden selbst in sich, oder an einem Abstraktum als Vorgang, sondern sie ist auch ein Vergehen einem Gegenüber gegenüber - als einem von mir unterschiedenen Sein, mit eigener Hoheit.
Weshalb die Art der Sündenvergebung die Höhe einer Kultur zeigt: sie braucht den Priester, als Vertreter des universalen Seins, des höchsten Ursprungs, als objektivierte Vergebungsinstanz.
*150510*