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Sonntag, 16. Mai 2010

Wo mein Köpflein lag

Unter den Linden
an der Heide,
wo ich mit meinem Liebsten saß,
da mögt ihr finden
wie wir beide
die Blumen brachen und das Gras;
vor dem Wald in einem Tal
'Tandaradei - Herrlich sang die Nachtigall


Ich kam gegangen
Zu der Aue,
und mein Liebster ware schon dort;
Da ward ich empfangen
heilige Fraue,
daß ich bin selig immerfort.
Ob er mich wohl oft geküßt?
Tandaradei - Seht wie rot der Mund mir ist!


Und Blumen brachen
wir zum Bette
in reicher Zahl. O kommt und seht!
Vom Herzen lachen
muß, ich wette,
o mancher, der vorübergeht.
Bei den Rosen er wohl mag - Tandaradei!
sehen, wo das Haupt mir lag.


Wie ich da ruhte,
wenn es wer wüßte,
du lieber Gott, ich schämte mich!
Wie mich der Gute
nahm und küßte,
ei, das weiß nur er und ich -
und auch du, Waldvögelein, Tandaradei!
Nicht wahr, wirst verschwiegen sein.


Walther von der Vogelweide



 
*160510*