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Samstag, 29. Mai 2010

Wissenschaftlich wertlos

In Anknüpfung an die Begriffsschärfe Schopenhauers, sei auf ein Wort von Ernesto Grassi (Italiener, und Heidegger-Schüler) hingewiesen, der sich in "Die Macht der Phantasie" mit den fatalen Folgen der Reduktion von Wahrheit und Erkenntnis auf die "Richtigkeit" von Logik und Verstand auseinandersetzt - denn so bleibt der wirkliche Zugang zu Erkenntnis und Wahrheit (s. unter anderem Schopenhauer: Wahrheit als das durch die urteilende, einordnende Vernunft richtig erkannte) damit verbaut.

Grassi schreibt 1979, daß unfaßbarer Weise das intellektuelle, rationalistische, rein "formale" Denken im abendländischen Bereich heute den Vorrang erhalten habe. Dies bedeute, daß "das wissenschaftliche Denken meistens auf eine rein formale Stringenz reduziert" werde. Somit habe ein "Wahrheitswert" von Äußerungen nur im Bezirk der ausgewählten Prämissen Geltung, der sich durch rationale Deduktion ergebe.

Der Aussagewert von Wissenschaft, ihre Kraft zur Lebensrelevanz und Fragenkompetenz aber gehe damit gegen Null. Das sei, so Grassi, die Ursache für den Verlust sämtlicher Wertmaßstäbe, insbesondere in Hinblick auf den Menschen und die Umwelt.

Nur der Mythos, das Sakrale, halte den Menschen in einer geordneten Welt, und nur auf dieser Basis also sei Wertorientierung überhaupt denkbar - weil nur so von Vernunft als Humanum (und sein Denken nicht als logizistische Funktion im wahrsten Sinn fürs Leben wertlos wird) gesprochen werden könne.




*290510*