Dieses Blog durchsuchen

Freitag, 6. August 2010

Die höchste Weisheit

Der Wissensdurst des Menschen geht ins Unendliche - er hat keine Grenze.

Alles Forschen ist nur ein vergleichendes, sein Wissen entsteht mittelst der Proportion. Schon deshalb ist aber das Unendliche unerforschbar, weil es sich jeder Proportion - das Endliche und das Unendliche (das Sein ist notwendig unendlich) hat keine Proportion zueinander - entzieht. Damit bleibt es unbekannt, es kennt nur seine Richtung, ähnlich der Eule, die in die Sonne blickt. Da nun diese Proportionalität ein Zusammenstimmen in einem gewissen einen, und zugleich ein Anderssein ist, läßt sie sich ohne Zahl nicht denken. Insofern kann man sagen, daß die Zahl alles Proportionale in sich schließt - nicht nur in der Quantität, sondern in allem, was substantiell wie akzidentiell (beischaftlich) zusammenstimmen und differieren kann. Insofern kann man sagen, daß alles durch die Kraft der Zahl geordnet und erkannt wird.

Doch geht dies über den Verstand. Weshalb Sokrates sagte, daß er nur wisse, daß er nichts wisse. Und Salomo, daß alle Dinge schwierig seien, und nicht durch Worte zu erklären.

Wenn nun also unser Erkenntnistrieb ohne Grenze ist, so verlangt es uns also danach zu wissen, daß wir nichts wissen.

Bringen wir dieses Verlangen zur Vollendung, so erlangen wir die Wissenschaft des Nichtwissens. Denn auch der Wißbegierigste der Welt kann es zu nichts besserem bringen als wenn er über die Unwissenheit, die dem Menschen eigen ist, recht unterrichtet gefunden wird.

Und aus diesem Grunde, so Nicolaus Cusanus in seiner berühmtesten Schrift "De docta ignorantia" - "Von der Wissenschaft des Nichtwissens", ist Weisheitslehre das Wissen vom Nicht zu Wissenden.

Doch geht also der Weg zum Ungewissen nur über das Gewisse.



*060810*