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Dienstag, 10. August 2010

Gesetz des Kunstwerkes

Die Bestimmung des künstlerischen Tuns ist die Form, nicht der Begriff, und Kunstverständnis ist Formverständnis.

Die Form bedeutet die einheitliche innere Notwendigkeit, die sich in der Gesamtheit der anschaulichen Teilinhalte des Kunstwerkes gestaltend auswirkt. Die Form besagt die innere Notwendigkeit und Gesetzlichkeit, mit der der künstlerische Gedanke sich in dem Werk als seinem Ausdruck rein und erschöpfend darstellt. Jedes Schöne bedeutet ein Gesetz, das es in sich selber stellt und erfüllt. Der künstlerische Gedanke ist dies Gesetz, das gestaltend sich darstellt. 

Das Schöne ist die Einheit von Gestalt und Bedeutung. Als Gestalt, die mit der Sinnenwelt erfaßt wird, ist es ein Stück Natur. Als Erfüllung eines in sich selbst gestellten Gesetzes ist es Freiheit und Persönlichkeit. Das Schöne eint sich in Natur und Freiheit. Es ist Freiheit in der Erscheinung. Als Naturgebilde in die Bedingtheiten der Natur gefaßt ist es doch in sich selber abgeschlossen und vollendet und in der Bedeutung eines Unbedingten den Naturbedingtheiten entnommen; es ist ein Symbol der vollendeten menschlichen Bestimmung.

Hier rühren wir an ein letztes Geheimnis der Wohltat, die das Schöne dem Menschenleben bringt. Wir dürfen bei ihm in einer Welt des Scheins und im Spiel der Einbildungskraft der Vollendung genießen, die uns die Wirklichkeit versagt. Es ist, als ob sich die Menschheit als Natur vollende.

Eugen Kühnemann faßt Schillers Kunstphilosophie zusammen


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Also wäre eine moralische Handlung alsdann erst eine schöne Handlung, wenn sie aussieht wie eine sich von selbst ergebende Wirkung der Natur. Aus diesem Grunde ist die vollendete Charaktervollkommenheit des Menschen moralische Schönheit, denn sie tritt nur alsdann ein, wenn ihm die Pflicht zur Natur geworden ist.

Friedrich Schiller zu seinen Folgerungen aus der Theorie der Schönheit - Das zur Schönheit gekommene Leben ist also auch das vollendete, vollkommene Leben. Sodaß sich die Folgerung ableiten läßt, daß es nicht die "Pflicht" ist, die ein Leben gelingen läßt, sondern die Schönheit! 

Wo die Neigung sich mit dem Gesollten, der Pflicht quasi trifft, ist sie Tugend - sohin ist die Tugend die Vollendung des Menschentums - in der Schönheit. (Nicht die einzelne "gute" Tat.)



*100810*