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Donnerstag, 5. August 2010

Ein Schlüssel fürs Himmelreich?

Vierzig Milliardäre, schreiben die Blätter, spenden fünfzig Prozent Ihres Vermögens oder mehr für wohltätige Zwecke. Bill Gates hat längst damit begonnen, Waren Buffet ist ihm sofort gefolgt, achtunddreißig weitere haben sich bereits zum selben Schritt bereit gefunden.

Was für eine gute, heile Welt! Das muß doch den hartgesottensten Linken mit dem Kapitalismus wieder versöhnen? Dieser verfluchte Gewinn - er dient letztlich einem guten Zweck?! Bill Gates hat mit seiner über Jahrzehnte gehaltenen, oder zumindest angestrebten Windows-Quasi-Monopolstellung nur ein Spielchen gespielt und alle anderen Milliardäre ebenfalls. Sie sagen vielmehr jetzt "So, das war's, jetzt mal Tacheles geredet!", sie haben in Wirklichkeit bloß eine Art "Steuer" eingehoben, die nun ihrem immer zugedachten "guten Zweck" zufließt - Hurra!

Oder?

Was ist das wert, wenn jemand von dem Allzuvielen ein wenig gibt, so daß er immer noch viel zu viel hat? Der Opferwert ist wohl beschränkt. Das ist die billige Art, in der heute generell "Gutes" getan wird, das ist die Art, auf der die Großzügigkeit der "political correctness" basiert, die herschenkt, was ihr gar nicht gehört, die jede billige Art der Schuldbewältigung aufgreift, die nur eines nicht kosten darf, Mühe, Schmerz, Opfer eben - wer Kinder abtreibt, richtet dafür an "Rettet das Kind" einen Dauerauftrag. Sie gibt her, was sie sich nie angeeignet hat. Und der VdZ sieht das tatsächlich ohne Sarkasmus, sondern sehr sehr realistisch, in allen Dimensionszusammenhängen. Das ist sogar folgerichtig. Nur hat es anders zu heißen.

Was ist es wert, wenn über ideologisch-utopistische Umverteilung, im Mißbrauch der Macht mit mehr Geld bedachte Bevölkerungsgruppen und -mehrheiten gar, die mit dem "Gerechtigkeitszuschlag" nie etwas anfangen, mit dem zusätzlichen, nie "verdienten" Geld, nie umgehen konnten, das bis heute nicht können, die in Stände gehoben, denen sie nicht angehören, kraft einer durchgesessenen "Beförderung" oder gar "Akademisierung", wenn diese alle also "spenden!", "großzügig" sind? Sie können ja gar nie großzügig sein!

Und die alle dann, entwurzelt, irritiert, zur Antwort aufgefordert, ohne die Worte zu haben, Kauf- und Konsumverhalten völlig verwirrten und rationalisierten (wie sonst sollten sie damit umgehen, weil es doch alles ihrer Natur fremd war und blieb?), woran wir nun alle ersticken, samt - und dies ist ja der deutlichste Ausdruck, was die Güter, mit denen wir leben, "wert" sind, nämlich, wie sie wertgeschätzt werden - Müllbergen und müllverseuchten Meeren, weil sich nichts wirklich "aus der Welt schaffen" läßt, auch wenn es aus dem Auge, aus dem Sinn ist?

Was ist es wert, wenn Menschen, die ohnehin nicht wissen, was sie mit ihrem Geld anfangen sollen, ja deren Umgang damit - siehe oben - an den Umgang von Sozialstaatsgleichgeschobenen erinnert, die "Hälfte" davon spenden? Wird Bill Gates zukünftig mit dreihundert Euro monatlich, in angesichts des Elends in der Welt freiwillig gewählter Armut monatlich auskommen, um alles, was er sonst einnimmt, den "armen Negerlein" (das war DAS Signalwort in den 1960er Jahren) für ihr Schüsselchen Reis spenden? Wird er, werden die anderen neununddreißig wohl auch nicht.

Wobei, darauf sollte es nicht ankommen, bei einer guten Tat, daß wir uns richtig verstehen. Solche Radikalität kann sogar "töricht" sein, und nur das. Der Mensch ist nicht an sich zur Besitzlosigkeit gedacht - Armut ist, wenn, ein "evangelischer Rat", das heißt: ein strenger Weg zur Selbstabtötung! Und deshalb keineswegs würdelos, im Gegenteil, und keineswegs Feuer, das sofort von allen zu löschen wäre.  Gottes innere Ordnung, die der Schöpfung entspricht, ist keine der generellen Besitzlosigkeit, im Gegenteil, sie ist eine der Differenzierung. Wir lesen vom Mittelalter, wie die überbordenden, hysterisierten und schwärmerischen Armutsbewegungen sogar zu einer Gefahr für den Fortbestand der Gemeinwesen wurden!

Arm werden zu wollen bedeutet, dem zu Tuenden, dem Anruf des Moments - und das kann alles sein, in Reichtum, in Besitzlosigkeit - alles unterzuordnen, das Herz an nichts zu hängen, und doch alles zu lieben, also ihm gerecht zu werden. Ja, das kann sogar heißen, den Besitz zu verteidigen, zu wahren, zu mehren (was meist sonst bereits bedeutet, ihn zu vernachlässigen, denn alles Seiende verlangt Entfaltung, ist Aufgabe). Sie muß deshalb Antwort auf einen Anruf sein.

Und genau das aber - das Hergeben um des Himmelreichs wegen, das Jesus dem Jüngling nahelegt, der daraufhin traurig weggeht - das tun diese Herren nicht. Sie blasen mal übers Bierglas, dessen Schaum über den Rand steht. Und verlangen noch, daß der gegenübersitzende Bekleckerte für die Spende dankt. Aber seien wir einmal nicht so streng ... gehen wir die Sache von der anderen Seite an, von der des objektiven Sachverhalts, der Tat.

Was ist das alles also, was Bill Gates mit seinen Milliardärsclubkollegen macht, was so viele hierzulande machen, überhaupt wert? Ist es nur von den Sachverhalten her betrachtet als GUT einzustufen? Hier ist Geld, mittlerweile angeblich rund hundert Milliarden Dollar, als Abschöpfung von vierzig Milliardären ... und dort ist die Anwendung.

Denn das Gute muß sachlich GUT sein, sonst ist es nichts GUTES - wenn es schon als subjektiv-moralische Tag fraglich ist.

Was ist da für ein Urteil zu setzen, wenn man sieht, was Bill Gates (etc.) als gute Werke sieht? Damit Kondome in Afrika verteilen? Frauenbewegungen in Indien stärken? Klimaschutzorganisationen fördern? Oder völlig irrelevante Aids-Forschungsansätze finanzieren?

Es bleibt unterm Strich, seien wir großmütig ... NULL.  Denn vermutlich nicht einmal das. Wer gegenrechnet, was heute als "gute Tat" angesehen wird, was als Menschlichkeit angeschaut wird, verursacht kaltes Grauen. Verhütungskampagnen in Afrika. "Hygienische" Abtreibung als Menschenrecht, um nur markantere Beispiele zu nennen. Derjenige kann gar nicht viel daneben liegen, der da sagt: diese großmütigen Herren richten mit ihren guten Taten mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit unvergleichlich mehr und vor allem irreparablen Schaden an, als sie nützen. Solche Aktionen verfallen demselben Schicksal wie die meisten der heutigen Spendenaufrufe und -aktionen, von den Sternsingern angefangen, bis zum "Lifeball".

Nicht einmal auf dieser Ebene also punkten diese Herren. Sie bringen sich mit ihrem Geld sogar noch um den letzten Kopf und den letzten Kragen. Denn die "gute Tat" - ist nur der verquere Ego-Trip einiger Narren, die sich mit schlechtem Mammon meinen, den guten Himmel erkaufen zu können, indem sie sich auf schizoide Art - der Lächler, der am Rücken das Messer bereit hält -  "Freunde" schaffen. Ihr gespendetes Geld treibt die Welt weiter in den Abgrund.

Man soll nicht richten, gewiß, denn nur Gott weiß alles, nur er weiß um alle Zusammenhänge. Das Lächeln dieser Herren hat möglicherweise etwas anderes zu bedeuten. Und verrät vielleicht blanken Zynismus. Wir haben Euch zwar die Welt verschissen, aber wir geben Euch nun auch das Geld, um die Scheiße wegzuputzen!

***

Wirklich Gutes aber zu tun - das ist eine wirkliche Kunst. Die, wie jede gelungene Tat, Sittlichkeit braucht, um zum einen von der subjektiven Haltung her, zum anderen von der objektiven Tat her Wert und Gewicht zu haben.

Sonst kommen, wie bei den meisten der heute getanen "Guten Taten", und man darf ausdrücklich den ganzen kirchlichen Sozialapparat davon nicht ausnehmen, nur jene Mühlsteine heraus, die allen jenen um den Hals gehängt werden, die eines Tages, am Jüngsten Tag, an der tiefsten Stelle des Ozeans versenkt werden.



*050810*