Die Frankfurter Allgemeine (auf der Seite bietet die FAZ auch einen sehenswerten Film) berichtet von einem Forschungsprojekt, das der Erfassung der Lebensformen im Meer galt. Man wollte endlich einmal etwas genauer wissen, wieviele und welche Lebensformen die Ozeane enthalten! Also machten sich zweitausend Forscher aus achtzig Ländern auf, um zu zählen und riefen die Fische, sich in ihre Heimatorte zu begeben, um sich eintragen zu lassen.
Zehn Jahre, angelaufenen Kosten von sechshundertfünfzig Millionen Dollar, fünfhundertachtunddreißig Expeditionen, zweitausendsechshundert Publikationen und eintausenddreihundert Neuentdeckungen später, ist nun ein erstes Fazit zu ziehen:
Es sind nicht, wie von manchen befürchtet, 99,99 Prozent, sondern nur siebzig bis achtzig Prozent der Meeresbewohner bis heute unbekannt, und diese Zahl schwankt je nach Region. Australiens Meere zum Beispiel weisen noch über neunzig Prozent unerforschte Meeresbiologie auf. Weltweit gilt, daß auf eine bekannte Art vier unbekannte Formen von Leben im Meer kommen.
Speziell in der Tiefsee der Tropen, aber auch in den Südlichen Meeren bestehen noch riesige Wissenslücken. Hochgerechnet, setzt man bei zehn bis zwanzig Millionen Arten an, zweihundertdreißigtausend Arten kann man derzeit katalogisieren. Vor allem die Tiefsee scheint unermeßlich reich. Noch in sieben Kilometern Tiefe gibt es Fische. Alleine rund um Japan existieren dreiunddreißigtausend verschiedene Arten von Meeresbewohnern. Wobei neunzehn Prozent aller Arten den Krebstieren (Hummer, Krebse, Garnelen, Krabben, Krill), und siebzehn Prozent den Weichtieren (Tintenfischen, Muscheln, Schnecken) zuzurechnen sind. Dann erst kommen die Fische.
Übrigens war diese gigantische Vielfalt lange Zeit eines der häufigsten Argumente gegen die Evolutionstheorie, die in den 1920/30er Jahren für "tot" weil unhaltbar galt. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg erlebte sie ihre Wiederauferstehung, und schließlich ihren dogmatischen Charakter.
Damals freilich stellte man die Frage: Wenn die Evolution der Arten in ihren Grundansätzen - Selektion und Mutation - mit Umweltfaktoren und dem Reagieren darauf zu tun haben soll, dann ist unbeantwortbar, warum in so homogenen Lebensbedingungen, wie in den Meeren zu finden sind, eine derartige Artenfülle entstanden sein soll.
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Heute stellt man diese Frage gar nicht mehr. Sie gilt bestenfalls als eine der "black boxes". Ungelöste und sogar zentrale Fragen, häufig Aporien (also Unmöglichkeiten), die man unangetastet läßt, weil man davon ausgeht, daß sie irgendwann beantwortet werden können. Michael Behe (ein amerikanischer Dozent und Zellforscher, der zu dem Ergebnis kommt, daß es zellbiologisch keine einzigen relevanten Forschungsergebnisse gibt, die eine Evolutionsthese stützen) formuliert es deshalb in seinem Bestseller "Darwin's Black Box" (2008f.) so, daß nur der Einsatz einer mythologisch - kryptischen, postulativen Sprache ("die Evolution hat hier" ... "hat im Laufe der Evolution" ... etc. etc.) möglich macht, überhaupt von einer Theorie zu sprechen.
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Für Interessierte: die Seite der ComL - Census of Marine Life, der für die Zählung verantwortlichen Meeresforschungsanstalt mit faszinierenen Kurzvideos.
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