Das Welterleben des mittelalterlichen Menschen war geprägt von der selbstverständlichen Annahme, daß sich auch über Jahrhunderte nichts änderte. Schwankungen in der Lebensführung, in mehr oder weniger an Wohlstand, hingen mit Naturereignissen, Mißernten oder Kriegen zusammen, auf welche anschließend das bekannte Normalniveau wieder angestrebt wurde.
So ließ der Abt Caesarius von Milendonk von Prüm im frühen 13. Jahrhundert ein Register, in dem die Abgaben der einzelnen Bauern seiner Herrschaft verzeichnet waren, und das aus dem 9. Jahrhundert stammte, sicherheitshalber noch einmal abschreiben, damit es nicht verloren ging - und er und seine Nachfolger wußten, mit welchen Einnahmen sie zu rechnen hatten.
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Dennoch läßt sich über die Jahrhunderte eine Aufwärtsentwicklung - hin zu mehr Prosperität in der Volkswirtschaft (hier) Europas - bemerken. Doch hängt diese nicht mit der Entwicklung der Technik und einer Steigerung der Produktivität zusammen, sondern mit dem Bevölkerungswachstum. Damit wurden noch unbesiedelte, nicht urbar gemachte Gebiete, die es noch in großer Menge gab, produktiv. Und indem sich so das Siedlungsnetz enger und enger spannte, wuchs auch die Produktivität - durch die Arbeitsteilung, die mehr und mehr möglich wurde, sowie der Handel und die Geldwirtschaft. So prosperierten bald die Knotenpunkte der Verkehrswege und nahmen städtische Dimension mit einer neuen Kultur an.
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