Ganz kann man den Mund doch nicht halten. Denn wenn ein Friedensnobelpreisträger wie ElBaradei allen Ernstes glaubt, daß eine Mobilisierung der Massen, wie in Ägypten, mit dem Ziel, die Regierung zum Rücktritt zu zwingen, "friedlich" und "gewaltfrei" sei, und dann völlig überrascht der Weltöffentlichkeit weinerlich bekannt gibt, daß er "besorgt sei", weil es zu gewaltsamen Reaktionen (und wer weiß: zum Bürgerkrieg?) komme - dann verschlägt es einem die Sprache.
Heißt das nun, daß alle Friedensnobelpreisträger Lügner sind, die vom Frieden nur reden, damit andere ihre Gewalt nicht bekämpfen, mit der sie ein politisches Ziel verfolgen? Oder heißt es, daß Friedensnobelpreisträger ruhig ein bissel dumm sein dürfen? Ja mehr noch: wird diese Dummheit nicht gefährlich, wenn doch tatsächlich Menschen mit solchem Einfluß glauben, man müsse nur von "Demokratie" faseln, und schon hätte man ein taugliches Friedenskonzept?
Ach, da wäre ja auch Gandhi dumm gewesen? Mitnichten, und Neffen. Man lese und verstehe ihn - Gandhi's Konzept der Gewaltfreiheit bezog sich auf eine Gewalt "contra naturam". Gandhi wußte sehr wohl, daß auch Verweigerung Gewalt ist. Aber in einem Fall läuft sie als Verlängerung natürlicher Kräfte, ist also im eigentlichen Sinn keine Gewalt mehr - und das meinte er - im anderen gegen diese. Gandhi wußte sich "mit" der Volksnatur seiner Heimat, sah die Engländer in ihrer Gewalt gegen die Natur, welches Unrechtsbewußtsein ihre innere Kraft ja längst ausgehöhlt hatte. Diesem Frieden durch Gewaltfreiheit lag ein metaphysisches Konzept, ein eigentlich stoisch zu nennender Glaube zugrunde. Lag zugrunde, daß der Mensch "von Natur aus", und das heißt: von Gott aus, eine unveräußerliche Würde habe, die keine Gewalt der Welt brechen könne. Man müsse sie nur ergreifen. Gandhi und heutiges UNO- etc. Friedensgeschwafel sind ganz andere Welten.
Denn wo liegt diese Natur für einen Sozialisten? Wo liegt sein Konzept vom Menschen, der doch vom Tier nicht zu unterscheiden ist? Was denkt sich jemand, der einfach alle Kräfte entfesseln möchte, um dann - was? Um dann zu sehen, wie sich die völlig konträren gesellschaftlichen Kräfte wie Islamismus aller Schattierungen, westliches Demokratie- und Werteverständnis, und Sozialutopien zu einem Gesamtkonzept zusammenraufen, dessen Ausgang freilich längst feststeht, "gewaltfrei" und vor allem - "demokratisch"?
Was soll's. In einer Welt des vernetzten Gewäschs will man eben nur die Schwätzer zu Gehör und Autorität gebracht wissen, damit es leichter wird, den Tag zu nutzen, an dem die Substanzlosigkeit der anderen Sieg eigener Schwäche von selbst ergibt.
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