Profitiert Deutschland aber nicht von den peripheren Ländern innerhalb der EU, von der Euroschwäche? Verdankt es seinen Aufschwung nicht eben diesen Ländern, und wäre es damit nicht zu Hilfestellung verpflichtet?
Sinn sagt ganz klar: NEIN. Deutschland profitiert von der eigenen Schwäche der Vergangenheit. Denn dadurch sind gewaltige Gelder aus dem Land IN die Peripherien geflossen - seit 2002 waren es 1060 Milliarden Euro Netto-Kapitalexport aus Deutschland! Damit wurde in diesen Ländern investiert, kaum mehr in Deutschland: die Netto-Investitionsquote war sogar die niedrigste aller OECD-Länder. Dadurch sanken die Inlandslöhne, sanken die Importe nach Deutschland - und so war es quasi die Flaute selbst, die die Flaute bekämpft hat, die der Euro aber SELBER maßgeblich ausgelöst hat.
Mit der Krise fand eine Trendwende statt: die Banken und Versicherungen haben zuvor die Spargelder der deutschen Bürger eingesammelt, und in Immobilien in Spanien, in Nordamerika investiert, und dort die Blase aufgeheizt. Das traut man sich nun nicht mehr. Man will keine amerikanischen Immobilienfonds mehr, man will keine griechischen Staatspapiere mehr, und vieles andere auch nicht.
Also sucht man nun den inländischen - verläßlichen - Kreditnehmer wieder, den Häuslebauer in Schwaben oder die Firmen der mittelständischen Wirtschaft. Und die nehmen die Kredite! Damit wird wieder gebaut, wird wieder investiert - Deutschland kommt damit in einen Boom.
Die Importe werden wieder steigen, und das Gleichgewicht wird sich mittelfristig wieder herstellen. Freilich nicht bei den Ländern, die bisher über ihre Verhältnisse gelebt und zuwenig exportiert haben.
Ende
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