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Samstag, 5. Februar 2011

Wer kontrolliert die Kontrolleure? - II

Teil 2) Was steckt aber wirklich dahinter?


Wir kennen das ja längst zur Genüge, und das heutige öffentliche Leben erstickt ja genau daran: nahezu alle Kulturinstitutionen - der Verfasser dieser Zeilen hat es zur Genüge in der Kirche erlebt - entpersönlichen sich dahingehend (und entledigen sich damit persönlicher Verantwortung), als es keine Personen mehr gibt, die entscheiden, sondern alles in Gremien, Ausschüssen, Gruppenbeschlüssen "demokratisiert", durch "Fakten" (des Controllings) "zwingend" gemacht wird.

Größenwahn? Ja, es ist Größenwahn, die im Namen einer (einer!) Moral eine Über-Regierung installieren möchte, weil sie sonst mit Zerstörung des Organismus droht. Das nämlich bedeutet "Information" ohne ordnenden Bezug. Hier bauen sich regelrechte neue Religionen auf, mit Priestern und Liturgien. Als Reaktion auf diffundierende, emanzipatorisch aufgelöste Teilorganismen. Die, und das ist eine der verheerendsten Folgen, eine Nivellierung der Moral auf das Niveau des geringsten Ethos, der geringsten Tugend - denn Erkenntnis ist eine Frage der Tugend, nicht der Information, ist kein "Rechenvorgang", dem jeder einfach beitreten kann - mit sich bringen wird, das geht gar nicht anders.

Noch dazu sind diese Ansätze, die sich selbst (ohne es zu rezipieren) Maßstab sind, aus sich selbst heraus, prinzipiell darauf ausgelegt, die Grenzen immer weiter zu senken, bis jede Gestalt - zur Gewalt wird, zur Repression, der es zu wehren gilt. Denn Gestalt ist an sich Gewalt an der ungeformten "materia prima". Aber die Welt ist eben auch an sich Gestalt!

Entsprechend spricht Domscheit-Berg auch auffallend von "Professionalisierung", von "ingenieursmäßiger Lösung des Problems", weicht damit allen wirklichen Diskussionen aus, und vertieft sich in die Funktion seines Apparats. Denn so sieht er die Welt, und so sehen die Welt heute viele, die die Menschen bereits auf Automaten und Mechanismen reduziert hat - in der Theorie, in der Praxis.

Ist Openleaks also besser? Oder nicht einfach nur: durchtriebener? In jedem Fall: noch aggressiver, weil noch weniger persönlich. Umso mehr wird eben vom Gründer von Frieden und Gewaltfreiheit und Moral geschwafelt. Und wieviel wird noch davon geschwafelt werden.

Ein Bonmot zum Abschluß: Daniel Domscheit-Berg antwortete auf die Frage, was passieren würde, wenn nun plötzlich über ihn geheime Informationen auftauchten, so: Er würde das mal abwarten. Es gäbe in seinem Leben schon die eine oder andere Peinlichkeit, aber es seien keine gröberen Schnitzer dabei. Alle sollten eben so leben, daß sie jederzeit an die Öffentlichkeit könnten. Dann habe man nichts zu befürchten.



Anders kann so ein Mensch auch nicht denken, auch damit ist er nur Kind dieser Zeit, und stellt eine Realität dar, die letztlich hinter all diesen Kollektivierungen - ob Facebook oder Openleaks, wo ist der Unterschied? - auszeichnet, die ja nichts sind als der Zwang zur Gestaltvernichtung für jene, die noch Gestalt besitzen: Es sind Bewegungen der "Nichtse", der "Besitzlosen", die jene, die etwas besitzen, dazu zwingen wollen, darauf zu verzichten.


Aber vergessen wir nicht, was dahintersteht. Es ist nämlich das Verhalten von Dieben. Die nur darauf lauern, das, was andere nun aufgeben müssen, an sich zu reißen.



Openleaks hat nur eine andere, noch zeitgemäßere, noch infamere Taktik gewählt. Es ist die Taktik der Schwachen. Der Muttersöhnchen. Der Tugendlosen. Und das Diebsgut ist klar: Macht.