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Donnerstag, 16. Oktober 2008

Sultanische Paranoia

Sultan Abdul Hamid II. (Sultan von 1876-1909) war so paranoid, daß es gefährlich war, in seiner Gegenwart auch nur mit der Hand zu zucken, oder auch nur diese in die Hosentasche zu stecken: die Wahrscheinlichkeit, daß der durch ständige Übung perfekte Schütze, der ständig zwei, drei Pistolen bei sich trug, einen aus Angst vor Anschlägen sofort erschoß, war hoch.

So geschehen sogar bei einer der Bettgefährtinnen aus seinem Harem, die im (seltenen) Liebesdienst zu einer (vermutlich rein zärtlich gemeinten) Bewegung ansetzte - Bruchteile von Sekunden später lag sie mit einem Schuß in der Schläfe tot im Bett.

Zeitweilig waren die einzigen kampfbereiten Truppen jene 15.000 Mann, die der Sultan bei sich im Yildiz-Kiosk, der neu errichteten Festung des Sultans in Istanbul, konzentrierte. Die übrigen Truppen erhielten häufig nur Platzpatronen.

Die Atmosphäre irrationalen Mißtrauens vergiftete alles, und bewirkte, daß die Umgebung des Sultans bald nur noch von Falschheit und Intrige geprägt war. Denn ein Mensch mit Vernunft und Charakter konnte sich in der Umgebung des Psychopathen Abdul Hamid nicht halten: entweder wurde er sein Opfer, oder er mied ihn aus Klugheit.




*161008*