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Donnerstag, 16. Oktober 2008

Die Haltung dem Tod gegenüber

In einem seiner früheren Essays bedauert Montaigne die Furchtsamkeit, die die Menschen heute fesselt. "Jede Meinung ist stark genug, um unter dem Einsatz des Lebens verfochten zu werden."

Gerade unter dem einfachen Volk seien aber oft Gegenbeispiele zu finden, deren Montaigne einige anführt. So erzählt er von einem zum Tode Verurteilten, dem vorgeschlagen worden war, daß er eine stadtbekannte Dirne heiraten solle, dann ließe man ihn am Leben. Ein häufig anzutreffendes Vorgehen. Der Mann besah sich aber die Frau, und als er sah, daß sie hinkte, zog er es unter Spottrufen für die Dirne vor, zu sterben.

Oder: Bei Einnahme der Stadt Arras durch Ludwig XI. (1477; Krieg Frankreich/Habsburger unter anderem um Burgund) ließ sich eine erkleckliche Anzahl Bürger lieber hängen als zu rufen: Es lebe der König!

Aber auch Beispiele anderer Art finden sich bei ihm: So habe ein Henker dem Delinquenten von seinem Weinkrug zu trinken angeboten. Der habe aber abgelehnt. Er fürchte, sich von den Blattern anzustecken, die in der Gegend grassierten.

Ein anderer habe gebeten, ihn zum Galgen nicht durch eine bestimmte Gasse zu führen. Dort sei ein Schneider zuhause, dem er noch Geld schulde, was ihm peinlich sei.




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