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Montag, 27. Dezember 2010

Neue Welt

Eine völlig neue Konstellation der Staaten, weltweit, prognostiziert der Schweizer Ökonom Andreas Höfert in der NZZ (Podcast). Denn die Welt hat sich nun neu und ungewohnt geteilt: die alten Grenzen zwischen Entwicklungsländern, Schwellenländern und entwickelten Industriestaaten gelten nicht mehr. Vielmehr ziehen sich die Linien ganz neu, und quer durch alle Staaten: anhand der Kriterien, welche Staaten die Wirtschaftskrise der letzten Jahre bewältigt haben, und welche nicht.

Die USA zählen dabei zu den Verlierern, denn ihre Krisenpolitik hat sich derartig auf eine reine Geldvermehrungspolitik abgestellt, ohne daß die Wirtschaftsentwicklung wirklich "angesprungen" wäre, daß nichts Gutes zu erwarten ist. Die Leichtfertigkeit der Geldpolitik so vieler Staaten macht Anleihen, hinter denen ja die Bonität von Staaten steht, plötzlich zu einem risikoreichen Geschäft.

Das wirkt sich massiv auf das Wirtschaftsgeschehen aus. Zinsen werden steigen, was sich längst in der (auch europäischen) Peripherie zeigt - Italien, Großbritannien, Spanien etc.

In solchen Anleihen ankern aber gigantische Gelder - in den Anleihenfonds, die bislang als sicher galten,und entsprechende Gelder (Versicherungen, Renten etc. etc.) anzogen. Gelder werden somit immer schwieriger und nur noch selektiv abzusichern sein. Damit sind auch starke Währungsschwankungen zu erwarten.

Und vor allem steigt die Inflationserwartung bei den Menschen, was sich unmittelbar auf ihr Verhalten auswirkt. Plötzlich wird Geld mehr und mehr hinterfragt. Damit ist absehbar, daß mittel- oder langfristig das Vertrauen ins Geld generell verloren gehen wird. Das begünstigt eine Inflation, die ja weniger von der Geldmenge, als vom Vertrauen darein bedingt wird.

Gleichzeitig ist - kurzfristig - eine Entwicklung hin zu den Aktien zu erwarten. Denn die Liquidität ist sehr hoch, schon gar durch die enorme Geldvermehrung, die stattfand. Und diese Liquidität muß sich irgendwohin plazieren. Sehr wahrscheinlich also sind nicht nur neue Seifenblasen, die sich aber gerade erst entwickeln, sondern auch - übrigens wie im gesamten Wirtschaftsgeschehen - eine hohe Polarität: was "gut" ist, wird enorm teuer werden, was "schlecht" (eingeschätzt) ist, wird umso mehr fallen, und schon daran sterben. Entwicklungen werden sich also jeweils sehr verstärken - was eben die Blasenbildung begünstigt.

Gute Aktienmärkte werden also 2011 wohl sehr gut "performen" - Deutschland, Schweiz zum Beispiel. Schwellenländer wohl auch, doch ist hier die Gefahr - durch das viele Geld, das gierig nach Erträgen ist - für Blasen etwa ab 2012 hoch. Anleihen (in der Diskrepanz niedriger Zinsen und nach wie vor hochgehaltener Kurse) und Rohstoffe sind ohnehin bereits besonders "blasengefährdet".

Insgesamt wird das Geschehen getrieben werden von den enormen Geldmengen, die in den USA, aber auch in Europa zur "Krisenbekämpfung" zusätzlich geschaffen wurden. Höfert, Chefökonom von UBS, erwartet deshalb die nächsten Probleme für die Weltwirtschaft im Jahre 2012. Das nächste Jahr sollte eher ruhig werden.

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