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Mittwoch, 15. Dezember 2010

Wieder waren es die Frauen

Es waren - wie könnte es anders sein - zwei weibliche Abgeordnete der Opposition, die Berlusconi im Abgeordnetenhaus die hauchdünne Mehrheit von 3 Stimmen brachten, womit - nach dem Senat, wo das Votum allerdings deutlich für ihn ausfiel - der Sturzversuch der italienischen Opposition scheiterte. Mitten unter diesen drei hochschwangere Abgeordnete, die, wie man las, aus der Karenz, ja eine (fast) vom Kreißsaal holte, damit sie ihre Hand gegen Berlusconi hoben. Denn daß es knapp würde, das war allen klar.

Gianfranco Fini
Wütend die Reaktionen der Linken, die ja wie bekannt ist immer schon mit demokratischen Entscheiden dann ein prinzipielles Problem hat, wenn sei nicht für sie ausfallen. Dann waren die Stimmen gekauft, mit Geld oder mit Versprechungen. Nun, Versprechungen werden es ganz sicher gewesen sein, Berlusconi muß neue Koalitionen suchen, nachdem die ehemalige Movimento Sociale Italiano (MSI) Gianfranco Fini's vom Koalitionswagen abgesprungen ist, dieser mit einigen Abgeordneten die neue "Futuro e Liberta. Per l'Italia" (Zukunft und Freiheit. Für Italien) gegründet hat. Nun wird also dort Benito Mussolini im Geiste mitmarschieren, und Oppositionspolitik inspirieren.

Was die Linke als geeigneten Zeitpunkt sah, um zuzuschlagen. Es ging also daneben. Aber die Wähler, die angeblich, glaubt man Medienberichten, völlig berlusconisiert sind (dabei gibt es Stimmen die behaupten, daß Berlusconi's Medienimperium das einzige Gegengewicht zur ansonsten linken Medienszene ist, die monopolartig die Meinungsbildung in italien - und, seien wie ehrlich, in ganz Europa, 2/3 der Journalisten Europas sind offen links (weil es auch kein "links-mittig" gibt) deklariert - beherrscht.

Und doch scheiterte, gegen alle Unkenrufe, gegen die Dauerberieselung in den Medien Europas, die tat als sei es allgemein Meinung, daß nämlich Berlusconi eine Belastung für jede aufrechten Europäer sei. Das scheinen sogar die Italiener selbst nicht so zu sehen. Auch die Neue Zürcher Zeitung muß das (jetzt) konstatieren, die von "nur Verlierern" spricht: die Italiener verstehen nicht ganz, warum man in dieser prekären Phase immer noch nicht ausgestandener existenzgefährdender weltweiter Krisen riskiert, Italien zu destabilisieren! Immerhin hat sich Italien - gegen alle Befürchtungen - in den vergangenen beiden Krisenjahren erstaunlich stabil geschlagen! Es sieht ganz so aus, als würde die Bevölkerung sogar der Linken vorwerfen, in dieser kritischen Phase die Existenz Italiens riskiert zu haben. Man spricht davon, daß rasche Neuwahlen (auch das scheint im Bereich der Möglichkeiten) für die Opposition verheerend ausgehen würden. Dasselbe gilt für die Lega Nord-Wähler Umberto Bossis, der Berlusconis "Popolo della Liberta" (Volk der Freiheit) die Treue hielt.

Da lacht er wieder - Silvio B.
Aber das dürften die Linken (die rechte Opposition kann sich ja, wie man sah, ihrer Geschlossenheit nicht ganz sicher sein, aber das hat man davon, wenn man Weiber - per sex, oder per character - ins Parlament ruft, die man dann nicht, wie Berlusconi, wodurch auch immer zu zähmen vermag) in Rom nicht so sehen. Oder gerade doch? Denn es kam zu Prügelszenen im Parlament, Schreiduelle durchschütterten die Lüfte der ehrwürdigen Hallen am Tiber: Berlusconi solle sich zum Deibel, auf die Bermudas, scheren. (Woher wissen die, daß er dort ist?) Man werde alles, alles ans Tageslicht bringen, alle Bestechungen, alles. Dabei: es müssen ja Linke gewesen sein, die die Bestechungen angenommen hatten, vorausgesetzt es gab solche?

Naja. Vorerst ist der Weihnachtsfriede gesichert, und Silvio kann auf einem seiner (angeblich) 13 Villensitze in Ruhe, und beim berühmten Panettone mit Cappuccino überlegen, wie es weitergehen wird, in 2011. Wollen wir ihm diese besinnlichen Wochen gönnen. Mögen sie nicht zu sinnlich für Berlusconi werden.

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P. S. Nur ein kleines Scherzchen kann es wohl sein, wenn österreichische und andere Medien verlauten lassen, Berlusconi plane längst den nächsten Anschlag auf Demokratie und Freiheit, indem er eine Änderung des Wahlrechts (als weg vom derzeitigen Verhältniswahlrecht wie in Österreich, wo der Anteil an den Parlamentssitzen in etwa der der Stimmen einer Partei entspricht) durchbringen wolle. Des Inhalts nämlich, daß die jeweils stimmenstärkste Partei (das wäre in diesem Fall Berlusconi) auch den jeweiligen Sitz erhalte. Das führe dazu, daß z. B. eine Partei die die PdL mit knapp 26 % der Stimmen über 50 % der Sitze im Parlament erhalte.

Ein gefährlicher Anschlag? Ist das nicht genau das, was seit vielen Jahren in Österreich diskutiert wird? Wo es aber genau das Gegenteil bewirken soll, nämlich Stabilität im besten Sinne. Hm, da wäre ja noch kein Unterschied zu Berlusconi's Absichten? Ja, seit der Verfasser dieser Zeilen denken kann wird in Italien darüber diskutiert, das Land der permanenten Regierungskrisen. Ah so, es kommt darauf an, ob die Guten, oder die Bösen, davon profitieren. Klar, dann stimmt die Rechnung wieder.

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