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Mittwoch, 29. Dezember 2010

Sonderbare Probleme

Während weltweit über Arbeitslosigkeit geklagt wird, hat Brasilien das gegenteilige Problem: das starke Wirtschaftswachstum des Landes führt branchenweise bereits zu einem Mangel an Arbeitskräften, vor allem an solchen mit geeigneter Ausbildung, schreibt die Neue Zürcher Zeitung.

War in den letzten Jahren bereits ein Mangel an gut ausgebildeten Arbeitskräften auszumachen, so weitet sich das Problem nun zusehends auch auf einfachere Berufe aus. Es fehlt an Ingenieuren und Finanzexperten ebenso wie an Verkäufern, Elektrikern oder Servicekräften. Firmen in unterschiedlichsten Branchen bekunden zusehends Schwierigkeiten bei der Rekrutierung neuer Angestellter. Besonders prekär ist die Situation in der boomenden Baubranche, in der die Arbeitslosigkeit bei nur gerade 2% liegt. Aber auch der Bankensektor Brasiliens, der 2010 erstarkt ist und über 50 000 neue Arbeitsplätze generiert hat, kann sich nur schwer entfalten, wie das Beispiel der Bankengruppe Santander verdeutlicht: Diese musste die Anstellung von 1200 neuen Mitarbeitern aufschieben, da sich keine passenden Bewerber fanden.

Dabei ist zu erwähnen, daß jede Arbeitslosigkeit unter 2-3 Prozent bereits Mangel bedeutet, denn eine statistisch ausgewiesene kurzfristige Arbeitslosigkeit als Grundfluktuation weist jede Volkswirtschaft auf, die gesund und dynamisch ist. Dabei hatte Brasilien seit Jahrzehnten eine der höchsten Bevölkerungswachstumsraten der Welt, demographisch ist es ein sehr junges Land: gerade 27,4 Jahre ist das statistische Mittel der Lebensalter, und 28 % der Bevölkerung sind noch nicht einmal 15 Jahre alt. Wer erinnert sich nicht an die klugen Köpfe, die noch vor 10, 15 Jahren mit weißen Lippen vor der Gefahr der Bevölkerungsexplosion in diesem Land warnten, das nach wie vor eine sehr niedrige Bevölkerungsdichte aufweist. Die zwar stark schwankt - 20 bis 300 Menschen pro km2 - aber selbst in den dicht besiedelten Gebieten kaum mehr Bewohner pro km2 zeigt als manche europäische Länder.

Als Nebeneffekt ist ein Steigen der Löhne zu bemerken, in manchen Branchen waren die Lohnerhöhungen bereits deutlich über der Inflationsrate. Dabei kann man noch gespannt sein, was auf Brasilien in den nächsten 10, 15 Jahren wird. Wenn nämlich die Exploitation der riesigen Erdölfelder (in Schiefer gebunden, d. h. ihre Ausbeutung ist erst ab einem Barrelpreis ab 80-120 Dollar interessant) beginnt, die im Atlantik vor der brasilianischen Küste gefunden wurden. Ein Land mit Zukunft!


*291210*