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Mittwoch, 1. Dezember 2010

Nicht regieren wollen - I

Teil I)

Die derzeitige Schuldenkrise basiert auf den seit 60 Jahren gepflegten Irrglauben, dass für Staaten die normalen Regeln der Verschuldung nicht gelten. Ich sehe kein Euro-Land, das (außer in Sonntagsreden) von diesem Dogma abzuweichen gedenkt. "Die Märkte" sind da nur als "Spieler" dabei, indem sie die Diskrepanz zwischen diesem Irrglauben und der Realität ausnutzen.

Der Euro steckt in einer fundamentalen Krise, weil die Währungsunion falsch aufgezogen wurde. Es wurde sozusagen der Karren vor das Pferd gespannt. Die Hoffnung, das die Währungsunion die politische Union automatisch nach sich ziehen werde, hat sich nicht erfüllt.
Die Gläubiger (Irlands) sind überwiegend europäische und amerikanische Großbanken, aber auch andere institutionelle Investoren, wie etwa Pensionsfonds. Irland hat durch seinen de facto Steueroasenstatus innerhalb der EU  (die maßgeblich für seinen vergangenen "Wirtschaftsboom" verantwortlich ist; Anm.) sehr viel Geld angezogen, was ganz wesentlich zu der derzeit platzenden Blase beigetragen hat. Wenn Deutschland Irland rettet, dann rettet es in erster Linie einmal die Deutsche Bank, die im Falle eines Kollaps riesigen Abwertungsbedarf hätte.

Derzeit hält sich das Ringelspiel aber selber in Schwung: Staaten werden aufgefangen, um Banken Abschreibungen auf Staatsanleihen zu ersparen (was u. a. den Staaten Kreditaufnahmen erschweren würde, was im übrigen auch der Grund für die von Urschitz kritisierte Vorgansweise sein wird: die Staaten wollen weiterhin leichte Kredite; Anm.). Worauf sich die Meute (der Anleger) sehr gewinnträchtig auf das nächste Land stürzt. Aus dem Teufelskreis kommt man nur heraus, wenn man geordnete Insolvenzverfahren für Staaten entwirft (sodaß die Anleihenpolitik der Staaten keine Gewinngarantien mehr bedeutet, und die wirkliche wirtschaftliche Potenz eines Staates im Kurs bewertet werden wird; Anm.) und die Anleihegläubiger mitzahlen läßt.

Der Wirtschaftsjournalist Josef Urschitz in einem Presse-Chat mit Lesern, der am 30. November 2010 stattfand.

Wird fortgesetzt

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