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Sonntag, 12. Dezember 2010

Nur der Form unterworfen

"Wie soll nun der bare Nützlichkeitsprozeß, in welchem sich die Zeit des "technisch-ökonomischen Wesens" gefangen hat, geeignet sein, die selbstzweckliche Geistigkeit des künstlerischen Schaffens anzuregen und aufzunehmen?"

Hier liegt die eigentliche Not des Künstlergeschlechts, der keine Wissenschaft - auch nicht die Theologie und die Metaphysik - abhelfen kann.

"Denn der als Schönheit aufleuchtende Geist lebt im sinnlichen Werk und nicht in der begrifflichen Abstraktion. Es kann künstlerisch begabte Materialisten, aber nie ein materialistisches Kunstwerk geben. Das künstlerische Streben wie das künstlerische Werk ist bedingt durch die Unterordnung des Stoffes unter die Form, des Sinnlich-Psychologischen unter den Geist. 

Ist deshalb die geistige Ordnung des Lebens in Frage gestellt, so ist der wirkliche Künstler zum unruhigsten Problematiker geworden: Dem naiv frischen Zupacken seiner Begabung folgt der Zweifel, er verneint das Bestehende, verhöhnt das Vergangene, träumt von Zukünftigem; und er kann um der Kunst willen nicht von der Unstäte lassen, bis daß er, gläubig geworden, sich einer geistigen Macht gefangen gegeben hat, die ihn die tolle Sinnlichkeit als Ausdruck des Geistes erfahren und gestalten läßt."

"Die schlimmste Versuchung des modernen Künstlers ist nicht der Unglaube. Eine Seele, die von der Kunst getrieben ist, bleibt offen. Seine schlimmste Versuchung ist der Aberglaube, die Vergötzung und Mystifizierung irgendeines menschlich schönen Augenblicks."

Karl Eschweiler im Vorwort zu "Der Künstler und er Weise" (J. Maritain)

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