Dieses Blog durchsuchen

Samstag, 4. Dezember 2010

Der Tod des Königs

Die Zeitungen schreiben, daß die Enthüllungen um die Seitensprünge und Eskapaden des schwedischen Königs diesem, wie man nun feststellt, im Lande nicht geschadet hätten, zum Gegenteil: der König sei nun so menschlich geworden. Jedenfalls sei die Stimmung nicht gegen ihn.

Bürger Carl Gustav Wasa, aus der Ex-Monarchie Schweden
Welch tragischer Irrtum. Diese Meldung kommt einer Todesanzeige gleich. Der König ist tot. Es lebe Karl Gustav. Reduziert in seiner Menschlichkeit auf die Unmenschlichkeit der Formlosigkeit. Das Volk, bequem und verführbar zur Bequemlichkeit, hat nun einen Kumpanen, hat wieder einen Anspruch weniger zu erfüllen, der ihm Lebensmühe und Kultur abverlangen würde. Heja, Sverige!

Welch Königskonzept noch bei Richard Wagner, bei Görres, bei Ludwig II. von Bayern. Der König, der Künstler, der Prophet, die Kirche - in einer Linie. Priester des Ewigen, ohne Anrecht auf diesseitige "Menschlichkeit", aufgegangen in einer Inkarnation, die selbst dem Priester erspart bleibt, der sich noch eher von seinem Sakrament zu lösen imstande ist. Im König aber wird - und ich verweise da auf das Buch von Johannes Paul II., "Von der Königswürde des Menschen" - diese Berufung, als Ideal des Menschen an sich, wirklich. Welche Last. Ludwig II. ist daran zerbrochen, am Kreuzweg zerbrochen, den es in einer bereits so zu Tode profanisierten, banalen Welt bedeutet, König zu sein.

Der schwedische Fickerkönig hingegen macht sich die Mühe gar nicht mehr. Er schafft gleich das Königtum ab. Getreu der Gegenwartsphilosophie:  nicht die Probleme werden gelöst, sondern die seelische Haltung, die ein Problem mit etwas hat, aufgelöst. Nicht das Versagen ist das Problem, sondern die Form - also schaffen wir sie ab. Aus dem König wird ein "Promi", der Geld hat, von dem aber niemand sagen könnte, warum er berühmt sein sollte. Der nur noch versucht, das Familiensilber für seine Kinder zu sichern.

Denn der Grund dafür sank längst dem Tode zu. Dem Meister der Formlosigkeit. Und irrt nun als Gespenst über den Vänar-See.

***