Was Rilke in einem Vortrag über Auguste Rodin sagt, gilt völlig unverändert für jede Kunst: die Arbeit an einer Rolle als Schauspieler, die Arbeit an einem Text, an einem Lied. Nur dem Selbstbeherrschten, dem sich in allen Fasern Besitzenden, ist es möglich an jenen Punkt zu kommen, wo aus dieser Tugend des Meisterlichen heraus jede Faser des Tuns Vollzugsmoment des Gehorsams dem Geheimnis des Lebens gegenüber wird. Hier wird man abgeholt vom Wissen, daß hohe Kunst nur dem Könner gelingen kann, und daß die Kunstübung sich im Tun auf das Ziel der Vollkommenheit hin alleine wirklicht. Wo Kunst seinen Gradmesser in der Hingabe des Künstlers an die Kunst hat, der auf diese Insel abstößt, die alles Seiende erst es selbst sein läßt.
*020609*