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Dienstag, 9. Juni 2009

Mittelmaß aus Berufung

Kaum einmal bedacht ist das Problem der beruflichen Ausbildung von der Seite her, daß hoher Ausbildungsstand eine Frage der Verantwortung der Gesellschaft gegenüber ist. Weshalb VOR einer Ausbildung die Aspekte der Lebensplanung abzuwägen sind.

Dabei ist ein großer Störfaktor ein grotesk weitverbreiteter "Glaube", man sei ... etwas Besonderes (in Verkennung wirklicher Einzigartigkeit, die von einer gesellschaftlich-kulturellen Stellung unabhängig ist.) Und je mehr man diese Besonderheit auch institutionalisiert versucht "hervorzubringen", desto mehr fehlt sie. Und allzu oft ist "Besonderheit" dem kindischen Rollenspiel von Kleinkindern vergleichbar. In solchem Klima wird dann Menschlichkeit zur Zustimmung zu eben diesem zweitwirklichen Spiel allgemeiner Identitäts-Simulation.

Wie oft, ja fast immer ist aber festzustellen, daß eine solche Selbsteinschätzung in keiner Weise gerechtfertigt ist, und eher einer sinnlosen Neurotisierung entspringt. Noch dazu, wo die Geschichte eindrücklich lehrt, daß "Besonderheit" kaum einmal eine Frage der Talente, sondern des Charakters ist. Der Ansatz, daß Talent auch "Anrecht" hieße, dessen Wirklichung eine Bringschuld der Gesellschaft sei, ist also völlig verkehrt.

Die meisten Menschen sind einfach ... mittelmäßig, durchschnittlich, und ihre Gaben sind es - einzigartig nur im Sinne der Einzigartigkeit des Individuums, das ganz sicher, und im unmittelbaren Umfeld (auch hier: völlige Verfehlung des Bezugspunktes, es genügt nicht mehr der Nächste, das Nächstliegende, sondern es ist Hollywood oder die Welt).

Wenn "Normalität" (und: Bescheidung auf das kleine Umfeld) aber so übel beleumdet ist - womit man diesem überwiegenden Teil der Bevölkerung unerträglichen immanentisierten Druck aufbaut - wird sie eine Frage der Überlebensfähigkeit einer Kultur beziehungsweise eines Staates.




*090609*