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Sonntag, 7. Juni 2009

Reputation Management

Wenn jedes Selbstsein zum Image verkommt, jeder Lebensvollzug der formenden Hand einer höheren Zieladäquatheit unterworfen wird, oder gar nur noch daraus erwächst, wenn das oberste Ziel eben die Bestimmung dessen ist, "was man für andere ist" (weil: sein will) - dann haben wir es mit dem weiteren Ausfluß des technischen Zeitalters zu tun. Wo alles bereits diesem Mechanismus unterworfen ist, der keine originäre Lebensäußerung mehr zuläßt, alles erfrieren und ersticken läßt, was einmal pathetisch "Herz" genannt wurde.

Zur "Ich-AG" verkommt das Ich, und getrieben vom Giftstachel des Neides wird der Ehrgeiz zum Motor eines Lebensvollzuges, der nur noch Besonderheiten und eiskalten Konkurrenzkampf kennt. In welchem auch längst Zwischenmenschlichkeit zur Ware verkommen ist, weil alles nur noch Lüge und Simulation ist. Gemeinsamkeit wird nur noch daran ablesbar, wieweit der andere bereit ist, sich denselben Konventionen aus Weltanschauungen und Moralismen zu fügen.

Bis alles nur noch Lüge ist, und die Lebensangst immer größer wird, weil es keine Handbreit originäres Leben mehr gibt, das - als "Wirklichkeit" - wirkliche Selbstwerdung ermöglichte oder forderte.

Und bis die Sehnsucht unerfüllt bleiben muß, die Trauer zur Verzweiflung gerät. Wo es keinen Fluchtpunkt mehr gibt, weil auch die Kunst längst davon angekränkt und durchfault ist.

Weil es ein Weg ist, den man zu gehen hätte. Ein Weg täglicher Ablösung und täglichen Zurüstens auf den Tod. Weil es das bräuchte, was man Askese nennt. Und das so diametral zu allem zu stehen scheint, was vorgeblich Grundlage unseres heutigen Lebens, ja nahezu "Verpflichtung" zum Schein ist.




*070609*