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Samstag, 20. Juni 2009

Politischer Sexismus


Nun soll auch sexistische Werbung verboten werden, fordern die Grünen. Nicht ohne die Definitionsdebatte, was denn sexistisch sei, zu bestimmen. Denn gemeint ist ja in erster Linie: Gender. Zu bekämpfen ist ja jede "Festlegung" der Geschlechter in "Rollen", natürlich "traditionelle", und damit eigentlich jedes "Mannsein/Frausein", ja jede Identitätsbildung ... aber Dummheit ist einfach nicht zu bekämpfen.

Das glauben gerade die Grünen aber nicht. Kein Wunder, denn sie halten sich ja prinzipiell für gescheit. Gescheit genug jedenfalls, um alles zu brechen, was sich ihrem momentanen Verstehenshorizont verschließt, womit sie - dieser Charakterzug, was man denkt, seine "Überzeugung" (als Positivismus der Bindungsnatur des Menschen), auch durch irreversible revolutionäre Taten zu festigen, kommt einem bekannt vor? Richtig, er hat auffallende Parallelen zu dem, was unter anderem als Fanatiker auffällt.

Wir haben uns daran gewöhnt, aber die Art wie diese Partei Politik macht, ist ohnehin nur sehr schwach unterschieden von der, wie eine Kirche agiert. Ja, weniger eine Kirche, als eine Moralgemeinschaft.

Die Menschen, die "Gesellschaft", verbessern - das ist die Art und Weise, wie hier Politik gemacht wird. Sie steht in der Tradition der französischen Revolution, der Schwärmer-, Charismatiker- und Erweckungsbewegungen des Mittelalters, mit denselben Schreckensvisionen "Pest, ja Weltuntergang - durch menschliches Verhalten!", und mancher Utopisten des 19. Jahrhunderts, Thomas Morus ausgenommen, und damit der Linken, in denen diese Bewegungen überlebt haben.

Grün zu wählen ist damit nicht einfach das Bekenntnis zu Werten - hier herrschen ja auch Widersprüche, und dieselben Menschen, die für Mülltrennung, Naturschutz und Pazifismus kämpfen, verlangen im nächsten Atemzug ein Recht auf Abtreibung. Es ist das Bekenntnis zu einer Politik der Veränderung der Menschen "zum Besseren", und sei es um Beschränkung der Freiheit, denn Moralismus (als mehr oder weniger Selbsterlösung) rechtfertigt auch das. Es ist der Beitritt zu einer Gemeinschaft des Puritanismus, der Reinheitsfanatiker.

Nur von Grünen habe ich bislang Forderungen zur Beschränkung wie Lenkung der Kunst gehört (gemäß den Richtlinien des Feminismus und der Multi-Kulturalität), und dies geschieht über konkrete Einflußnahme auf Förder- und Mäzenatentum, und von dort kommen die stärksten Rufe nach Moralisierung des öffentlichen, aber vor allem auch des intimsten privaten Lebens. Es ist deshalb Heuchelei der schlimmen Art, wenn Madeleine Petrovis in derselben Zeitung davon spricht, daß sie, die Grünen, nicht mit politischen Mitteln arbeiteten wie die FPÖ, die "Rechte." Ja, es ist glatte Lüge: Denn es geht einfach nur um eine bestimmte Art von Gewalt - nicht um Gewalt. Die Gewaltbereitschaft der Grünen ist weit stärker, und gerade in ihrer klaren Tendenz zum Fanatismus identifiziert sie sich als typisch weibliche (weibische) Form der Gewalt: Die über seelische Mechanismen arbeitet und auf Verhaltensdressur abzielt.

Das macht sie nicht nur unberechenbar, sondern drängt Gewalt in den Irrationalismus ab. Was Gewalt erst gefährlich macht. Denn Gewalt ist immer "am Rand jedes Dings", wie es jemand einmal ausdrückte. Und immer dort unabdingbar - hier müßten die Grünen nur ehrlich sein, denn die handhaben es ja so - wo von Verantwortung gesprochen wird. Wobei ich zugestehe, daß die Grünen auch Verantwortung ablehnen, insofern also gedanklich stringent, lediglich auch auf einem Auge blind, bleiben.

Daß sie mit diesem Moralismus aber auch genau jenem Rationalismus das Wort reden, den ihre Moral angeblich bekämpft, ja daß sie mit ihrer Moralisierung des Lebens das Leben selbst seiner Poesie berauben, jeden Genuß technisieren, den Menschen, die Welt ihrer Transzendenz (die nicht einfach nur religiös zu verstehen ist) kann nur zu einem starken Gegenreflex des Künstlers führen. Denn ohne die Metaphorik der Welt, ohne deren Ganzheit, und ohne archaisches Verständnis und damit Symbolik wie Zeichenhaftigkeit der Welt der Erscheinungen selbst - gibt es gar keine Kunst. Hier beginnt sie erst, die Sinnesfreude und Lebenslust, ja das Leben selbst! Das eben keine Vitaminbedarfssättigungsrechnung ist.

Vor allem aber: ohne Eros erstirbt alles Leben und vor allem Schaffen.




*200609*