Weit lauter aber ist die Stimme der Sehnsucht nach diesem Gericht zu hören, in allen Weltreligionen gleich, ein dunkeles Raunen am Grunde des alltäglichen Menschseins, über das man eher nicht spricht, auf das man aber so viel Hoffnung setzt. Denn noch schlimmer als der Tag des Zorns selbst wäre eine Welt ohne Hoffnung auf eine ultimative Gerechtigkeit!
Das macht ein neues Fenster auf - der Sinn allen Fastens, wie es die Adventszeit ja ist. Und neues Licht fällt auf so manches, was man im erste Schritt leicht verdammt. Aber hinter der Schamlosigkeit der Zeit, diesem Unwillen zur Persönlichkeit, dieser Gegenwehr gegen alles, was Tragen von Form und Gestalt heute kennzeichnet, liegt auch etwas ganz anderes zugrunde.
Nämlich die Ungeduld, mit der das Jüngste Gericht erwartet wird. Die Sehnsucht, daß´alles offenbar wird, daß wir nicht mehr dieser Welt und ihren Lügengespinsten uns fügen müssen - mit Lügen, wie die anderen, um klug zu sein, um nicht unterzugehen, namens unserer Verantwortung uns und den unseren gegenüber; um den unbarmherzigen Mechanismen zu entsprechen, in die wir geworfen wurden und werden. Sondern daß endlich, endlich jener Tag komme, wo wir nichts mehr verbergen müssen, wo wir und, wie in Facebook, nackig machen können, ohne uns fürchten zu müssen.
Wo wir bei jedem Eintrag in Facebook auf mannigfache Weise mit unserem ewigen Geschick verhandeln, dann, in der neuen Schöpfung, wo der Leu neben dem Lamm, der Wolf friedlich neben der Gazelle ruht, und Mensch einander nur Wohlwollen und Hilfe und Liebe bedeutet, nicht Mörder und Dieb.
Populus Sion, ecce, Dominus veniet. - Veni, iustitia. Maranatha.
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