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Donnerstag, 2. Dezember 2010

Warum: Portugal

Portugal hab anders als Irland, ähnlich aber wie Griechenland, ein strukturelles Problem. Das meint Peter Jeggli, Partner Independent Credit View, Schweiz, im NZZ-Interview. Der Staat war bereits vor der Krise hoch verschuldet, und konnte nun in der Krise keinerlei Gegenmaßnahmen (sprich: zusätzliche Kredite aufnehmen) ergreifen. Zudem ist die portugiesische Wirtschaft kaum konkurrenzfähig.

Portugiesische Banken haben nun  Schwierigkeiten, Gelder aufzunehmen, um sie im Lande zu verleihen: Ausländische Banken vergäben kaum noch Kredite an Portugal. Ähnlich wie in Irland, haben die portugiesischen Banken in den letzten Jahren ihre Kreditvergaben nämlich nicht über Spareinlagen, sondern bereits über ausländische Refinanzierungen - Einschüssen - finanziert. Nun haben sie massive Liquiditätsprobleme.

In diesen Tagen leben diese Banken, und damit ganz Portugal, von jenen Geldern, die die EZB - Europäische Zentral Bank - zur Verfügung stellt. Es scheint aber absehbar, daß die Banken zur portugiesischen Regierung gehen müssen. (Die Zusammenhänge Staat - Bankenwesen sind ja äußerst eng.) Zwar würden die Politiker nach wie vor beschwichtigen, und versuchten weiterhin - wie in der Vergangenheit - die Probleme zu verbergen. Aber sogar die Portugiesische Zentralbank hat nun erstmals sehr offen die ernsten Probleme öffentlich angesprochen.

Auf Spanien angesprochen meint Jeggi, daß dort die Probleme wieder mehr denen von Irland glichen: Der Immobilienmarkt hätte sich zur Blase entwickelt, und würde nun kollabieren. Damit sind die spanischen Banken in große Bedrängnis gekommen, und deshalb hat nun der Staat Spanien große Probleme. Allerdings hat man dort bereits vor einem Jahr die Probleme kommen sehen, und mit Umstrukturierungen begonnen: die vielen kleinen Sparkassen wurden und werden zu großen Banken zusammengefaßt, die man mit Kapital (staatliche Kredite) ausstattet. Anders wäre es längst zum Kollaps des spanischen Bankenwesens gekommen. Man würde erst in etwa einem Jahr sagen können, ob die Rettungsmaßnahmen ausreichten.

Insgesamt habe Europa derzeit weit massivere Probleme, als die Politik zuzugeben bereit sei, und schwebe in der Gefahr einer Abwärtsspirale, weil man von den bekanntgewordenen Problemfällen mehr und mehr auf den Rest schließe. Noch dazu könnten die europäischen Staaten weit weniger rasch reagieren (Geld aufnehmen), als ihre Unternehmen. Damit drohe die Gefahr ernsthafter Liquiditätsprobleme - für alle Staaten, ausgenommen Deutschland (sic!)

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